Die "merkwürdig unzeitgemäße Ruhe und Stille" in den Gemälden von Eduard Angeli würdigt Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder in einer Retrospektive des österreichischen Künstlers, die ab morgen, Mittwoch, in der Basteihalle der Albertina zu sehen ist. Anlass ist Angelis 75. Geburtstag am 15. Juli. Für den Kurator Schröder ist er "einer der großen Romantiker unserer Zeit".

Diese Zuschreibung äußert sich in den großformatigen, seit den späten 1970ern von Menschen befreiten leeren Räumen, denen sich der in Wien geborene und mittlerweile in Venedig arbeitende Künstler verschrieben hat. Angeli bringe "seine innere Vision" auf die Leinwand, so Schröder, den mit dem Künstler eine jahrelange Freundschaft verbindet. Umso mehr habe es ihn bei einem Besuch in dessen Venediger Atelier überrascht, dass dieser seine düsteren, stillen Bilder in einem lichtdurchfluteten Atelier direkt im Zentrum des touristischen Gewusels schaffe. "Angelis Kunst unterhält nicht, sie ist nicht im schnellen Blick wahrzunehmen", so Schröder.

Angeli freute sich anlässlich der Presseführung über die "essenzielle Auswahl aus meinem Werk, die gut mein ganzes Wollen zeigt". Während sich in der lose chronologisch aufgebauten Schau zunächst noch vereinzelt Personen auf den Gemälden finden, die allerdings schon Ende der 1960er Jahre oft im Schatten blieben und gegenüber der sie umgebenden Landschaft zurücktraten, fokussierte sich Angeli später auf die Kraft von Leere und Stille - sei es in der Landschaft oder im urbanen Raum.

Eduard Angeli: Das Feuer, 1977
Eduard Angeli: Das Feuer, 1977 © Eduard Angeli

Zunächst zeichnen sich Angelis Bilder noch durch farbintensive, helle Pastelltöne aus, die während seiner ersten Schaffensperiode entstanden und sich mit politischen Themen wie Kolonialismus oder Militarismus in der Türkei auseinandersetzen. Hier stechen etwa Werke wie das 1973 entstandene "Für ein großes Ziel" - Reste eines Flugzeugwracks in der Wüste - oder "Das Feuer" (1977) ins Auge. Nach flächigen, mehr abstrakten Arbeiten in den 1980er-Jahren wie "Die römische Anatomie" oder "Die Passion" herrschen in den Arbeiten, die ab dem Jahr 2000 entstanden, vor allem Grautöne vor. Angeli malte Hinterhöfe, Leuchttürme oder Kirchen, die wie vergessene Zeugnisse einer abwesenden Menschheit dunkel im Raum stehen geblieben sind.

Wiederkehrende Motive

Einige der Motive - etwa sein mehrfach verarbeitetes "Haus mit dem Lautsprecher" - finden sich auch in jenem Raum wieder, in dem die Albertina sich dem zeichnerischen Schaffen Angelis widmet. Narrative Details hat Angeli aus den Ansichten, die er auf seinen Reisen sammelte, vollkommen eliminiert und erzählt durch deren Abwesenheit seine eigene Geschichte. Unterfüttert ist die 60 Arbeiten umfassende Schau mit Zitaten von Philosophen von Sören Kierkegaard über Friedrich Wilhelm Nietzsche bis zu Konrad Paul Liessmann und Kurt Tucholsky, der schrieb: "Es gibt vielerlei Lärm. Aber es gibt nur eine Stille."