Seit dem Aufdecken des Energiering-Skandals rund um das Wiener Krankenhaus Nord wird über das Thema Energetik diskutiert. Die zentrale Frage dabei: Handelt es sich um einen seriösen Wirtschaftszweig oder wird hier mit fragwürdigen Methoden Geschäft gemacht? Gegner und Befürworter der Energiearbeit stehen sich hier unerbittlich gegenüber.

So auch in der Live-Diskussion der Kleinen Zeitung. Die Medizin-Journalistin Krista Federspiel beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den Entwicklungen alternativer Methoden. Ingrid Karner ist seit mehr als 18 Jahren Humanenergetikern und Obfrau der Fachgruppe "Persönliche Dienstleistungen" der Wirtschaftskammer, in der Berufsbilder von Aromatherapie über Magnetfeldarbeit bis zum Lebensraum-Consulting vertreten sind.

Forderung nach reguliertem Gewerbe

Gleich zu Beginn kritisierte Federspiel das Berufsbild der Humanenergetiker, da diese eigentlich keine Behandlungen durchführen dürfen. Es bleibe ein Glaubensbereich. Karner störte sich an falschen Vorstellungen, die es über Energetikern gebe. Es ginge dabei, Menschen zu unterstütze,n sich wohlzufühlen.

Ungewohnt einig waren Federspiel und Karner beim Thema Ausbildung. Federspiel kritisierte, dass Energetiker mit Menschen arbeiten würden, ohne dafür eine Ausbildung haben zu müssen. Auch Karner würde sich die Reglementierung des Gewerbes wünschen und sieht sich auch von einem großen Teil ihrer Mitglieder unterstützt. Allerdings sei mehr Reglementierung politisch derzeit nicht erwünscht.

Streitpunkt Wissenschaft

Für viel Emotion sorgte die Frage der Wissenschaft. Während Federspiel immer wieder einbrachte, dass es keine Wirkungsnachweise für die Angebote der Energetiker gebe, zeigte sich Karner überzeugt, dass diese nur bisher nicht erbracht werden konnten und die mit dem Fortschritten der Wissenschaft in einigen Jahren erbracht würden.

Federspiel gestand ein, dass Biofeedback funktioniere und auch Aromen eine gewisse Wirksamkeit hätten. Sie sieht hier einen Widerspruch zur Gewerbeordnung. Denn Humanenergetiker dürfen keine ärztliche oder psychologische Behandlung durchführen, würden aber mit Essenzen und Aromen arbeiten, die sich auf den Körper auswirken. Auch hier kritisiert Federspiel die fehlende standardisierte Ausbildung.

Bei der Ausbildung gebe es durchaus Aufklärungsbedarf, sagte Karner. Vielfach würde ein falsches Bild davon vermittelt, was ein Energetiker anbieten dürfe. Es würden auch immer wieder Mitglieder bei der Wirtschaftskammer gemeldet, mit denen es dann ein Gespräch gebe. Deshalb wurde auch ein Qualitätssicherungsprogramm eingeführt.

Wenig Vereinendes

Bei der Frage, ob es denn auch etwas Positives an Energetik gebe, war  Federspiel zögerlich. Sie störe vor allem, dass durch Energetiker ein Weltbild geprägt werde, das mit der Realität nichts zu tun habe. Und das würde auch noch durch den Gewerbeschein bestärkt. Doch immerhin: Wenn sich Menschen nach dem Termin beim Energetiker wohlfühlen würden, sei das zumindest nichts Schlechtes.

Karner hob die positiven Entwicklungen der Wissenschaft hervor und betonte nochmals ihre Hoffnung, dass auch die Methoden der Energetiker bald wissenschaftlich bewiesen sein würden.