Wenn der weltgrößte Autobauer seine Jahreszahlen vorlegt, sorgt das immer für besonderes Interesse. Groß war also die Spannung vor der heutigen Bilanz von Volkswagen, die Führungsriege um Vorstandschef Matthias Müller steht seit 8.45 Uhr in Wolfsburg Rede und Antwort, gibt Einblick in 2016 und Ausblick auf die nächsten Ziele und Vorhaben.

Kernmarke VW schwächelt

Zum Start des großangelegten Umbau- und Sparprogramms "Zukunftspakt" kämpft die Kernmarke von Volkswagen weiter mit ihrer Gewinnschwäche. Auch ohne Betrachtung der Folgen der Dieselaffäre und anderer Sondereinflüsse ging das Ergebnis 2016 im laufenden Geschäft um 11,1 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro zurück.

Der Umsatz mit den Autos mit dem VW-Emblem rund um Golf, Passat und Tiguan schrumpfte leicht um 0,6 Prozent auf 105,7 Milliarden Euro.

Vorstände verdienten weniger

Die Vorstandsriege um Konzernchef Müller verdiente deutlich weniger: Ihre Gesamtvergütung nahm von mehr als 63 Millionen Euro (2015) auf zuletzt rund 39,5 Millionen Euro ab.

Mit dem "Zukunftspakt" will VW seine Hauptmarke rentabler machen, die jährlichen Kosten sollen bis 2020 um rund 3,7 Mrd. Euro sinken. Vorgesehen sind in den nächsten Jahren auch Jobkürzungen.

Die Zahlen des Gesamtkonzerns sind bereits seit Ende Februar bekannt. Der Umsatz der VW-Gruppe stieg um knapp 2 Prozent auf 217,3 Mrd. Euro, unterm Strich betrug der Gewinn 5,1 Mrd. Euro - nach einem Milliardenverlust ein Jahr zuvor. Beim Absatz wurde der Rivale Toyota überholt, 10,39 Millionen Verkäufe bedeuteten Rang 1.

Dieselgate: Hohe Kosten für Audi in den USA

Die VW-Konzerntochter Audi hat im vergangenen Jahr insgesamt 1,8 Milliarden Euro an Sonderkosten für die Beilegung von Diesel-Rechtsverfahren vor allem in den USA verbuchen müssen. Das war rund eine Milliarde mehr als das Unternehmen nach neun Monaten zurückgelegt hatte.

Auch ohne die Sonderkosten für die Dieselkrise sank die bereinigte Umsatzrendite der Ingolstädter Oberklassetochter von 8,8 auf 8,2 Prozent ab, wie die Konzernmutter VW am Dienstag in Wolfsburg mitteilte. Der starke Wettbewerb, Wechselkurse sowie hohe Vorleistungen für neue Produkte und Technologien hätten belastet, hieß es.

In den USA hat das Unternehmen Volkswagen in Vergleichen unter anderem mit Behörden und Kunden die Zahlung von umgerechnet rund 22,7 Milliarden Euro zugesagt, 2016 kostete die Dieselaffäre rund 6,4 Milliarden Euro.

Porsche hochprofitabel

Porsche bleibt bei der Gewinnkraft gut im Rennen. Nach 15,8 Prozent Rendite im Vorjahr blieben diesmal je 100 Euro Umsatz der Sportwagentochter rund 17,4 Euro als Betriebsgewinn hängen. Porsche bleibe der profitabelste Autobauer der Welt, hieß es am Dienstag bei der Bilanzvorlage.

VW-Konzernchef Müller hat sich inmitten der Diskussionen um eine stärker abgeschottete US-Handelspolitik zu den Standorten des Autobauers in den Vereinigten Staaten bekannt. Das Land bleibe - trotz der dort zuerst bekannt gewordenen Dieselkrise - ein "strategischer Kernmarkt" sowohl für den VW-Gesamtkonzern als auch für die Hauptmarke VW Pkw.

"Wir stehen zu unseren Investitions- und Standortentscheidungen und wollen langfristig in den USA eine deutlich größere Rolle spielen als heute", sagte der Manager am Dienstag in Wolfsburg. Vor allem die Töchter Porsche und Audi seien dort erfolgreich.