Jürgen Rachwalik hat als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Oberaich schon allerhand erlebt. Aber der Einsatz am Montagmorgen hat auch ihn überrascht. Oder besser: die medialen Folgen des Einsatzes. Was war passiert? Die Bordwand eines Biertransporters brach in einer Kurve, und etwa 200 Kisten Puntigamer stürzten auf die Straße. Für die Wehr war es Routine, diesen Schaden wegzuräumen.

Manuel Razloznik, erst seit Sonntag stellvertretender Kommandant der Feuerwehr, war Einsatzleiter bei der „Bierflut von Oberaich“, und ihm fiel schon beim Aufräumen auf: „Es gab kaum einen Autofahrer, der nicht sein Handy hervorholte und den Unfall fotografierte und filmte.“
Auch die FF Oberaich fotografierte und schickte die Bilder an die Kleine Zeitung, wo sie sofort online gingen. Bereits um 10 Uhr Vormittag gab es massive Zugriffe, die Story war letztlich auf „Kleine Zeitung-Online“ die meistgeklickte, noch vor dem diplomatischen Konflikt der Niederlande mit der Türkei.

Auch auf der Homepage der FF Oberaich ging die Post ab, wie Rachwalik sagt: „Wir hatten 350.000 Klicks auf die Bierkistenbilder, 850 Mal ist der Artikel geteilt worden.“ Und Razloznik: „Wir haben es gar nicht geschafft, alle Kommentare zu lesen, immerhin haben an die 3000 Leute dazu etwas geschrieben.“

Kuriose Kommentare

Dabei lohnt es sich durchaus, die Facebook-Kommentare zu lesen, die meist witzig sind. Da ist etwa von einer „Tragödie biblischen Ausmaßes“ die Rede, der zahlreiche „viel zu früh verstorbene Biere“ zum Opfer gefallen sind. „Das war bestimmt euer schlimmster Einsatz“, meinte ein anderer. Sogar von der FF Stainz wurde Unterstützung angeboten. Und eine Dame meinte: „Wenigstens habt’s genug zu trinken gehabt.“ Eine andere bedauerte gar, dass es „solche Unfälle so selten gibt“.

Rachwalik sieht diese lustigen, manchmal hämischen Reaktionen entspannt: „Es war ein Sachschadenunfall, und wenn man Spaß versteht, kann man da schon seine Witze darüber machen.“
„Gab es Überlebende?“, war eine beliebte Frage, und die Vermutung, dass die „Überlebenden“ letztlich im Rüsthaus landen, womöglich zur „Mund-zu-Mund-Beatmung“ durch die Feuerwehr, konnten die Kameraden nicht ganz entkräften.

Bier wohl ungenießbar

„Wir haben für den Einsatz tatsächlich fünf Kisten gekriegt“, lacht Razloznik, „aber die Leute der Brauerei vermuten, dass es durch die Erschütterungen nicht mehr genießbar sein wird.“

Noch am Montagabend hat auch die Brauerei Puntigamer auf ihrer Facebook-Seite den Ball aufgegriffen und eine „Schweigeminute“ für die „Brüder und Schwestern, die in Bruck/Oberaich von uns gegangen sind“, gepostet. Auch diese Aktion hatte gestern Mittag bereits 200.000 Zugriffe, gut 5000 Likes und 1500 Kommentare. Wer den Schaden hat, hat also nicht nur den Spott, sondern auch die passende Werbung.