Herr Professor Karner, am heutigen Freitag werden 25 Jahre Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung, dessen Leitung Sie in dieser Zeit innehatten, sowie Ihr 65. Geburtstag und somit auch Ihr Pensionsantritt gefeiert. Wie geht es Ihnen damit?

STEFAN KARNER: Sehr gut. Die Pension ist für mich kein Ruhestand. Ich halte es mit Voltaire: „Der Mensch ist nicht für die Untätigkeit geboren.“ Aber jetzt kommt - nach all den Jahren der Pflicht - die Kür. Außerdem ist es schön, wenn man nach 25 Jahren die Leitung des Instituts in sehr bewährte, aber wesentlich jüngere Hände geben kann. Barbara Stelzl-Marx, meine Nachfolgerin, war von Anfang an am Institut tätig und konnte es wesentlich mitentwickeln.

Für viele steht das Institut für die Aufarbeitung der Schicksale von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen. Gibt es noch weitere Forschungsschwerpunkte?

Zahlreiche. Wir haben unzählige Projekte gemacht - wie etwa zum Prager Frühling oder auch zum Gipfel Kennedy-Chruschtschow. Mehr als 100 Bücher haben wir herausgebracht sowie viele Tausende Seiten an Beiträgen. Außerdem haben wir zahlreiche Projekte und Konferenzen durchgeführt. Unsere großen Themen sind humanitäre Kriegsfolgen bzw. Konfliktforschung, aber es werden auch vermehrt Migrationsfragen sein. Angefangen hat es 1993 natürlich mit der Forschung zu den Kriegsgefangenen.