Bis zuletzt haben viele gehofft, dass die Wetterprognosen daneben liegen. Doch am Mittwoch kehrte der Winter mit voller Wucht zurück. Mit Sturmböen im ganzen Land, die für zahlreiche Feuerwehr-Einsätze sorgten, mit Morgenfrost in vielen Teilen des Landes - und vor allem mit Schneemassen im Nordosten der Steiermark.

Einen halben Meter hat es in Mariazell schon bis zur Mittagszeit geschneit, und fast noch einmal soviel sollte noch nachkommen. "Deshalb haben wir zwischen Mariazellerland und Semmering die Warnstufe auf Rot erhöht", erklärt Zamg-Meteorologe Hannes Rieder.

Am Nachmittag waren es dann in Mariazell punktuell bereits 70 Zentimeter Neuschnee. Insgesamt habe man es im Nordosten der Steiermark wohl "mit einem der kräftigsten Neuschnee-Ereignisse zu tun, die es im April gegeben hat", so Rieder.

Verkehrschaos im Osten

Probleme im Straßenverkehr gibt es auf den obersteirischen Schneefahrbahnen immer wieder. Doch auch im Wiener Raum sorgt der überraschende Schneefall für Chaos. Die Wiener Außenring-Autobahn (A21) musste nach mehreren Unfällen gesperrt werden, ebenso Verkehrsbehinderungen und Staus gibt es auf der stark frequentierten Westautobahn (A1) zwischen St. Pölten und Wien.

Wintereinbruch: Das sagen die Mariazeller zu 40 cm Schnee

LKW brauchen derzeit Ketten bei Fahrten über den Seeberg, das Niederalpl, den Zellerrain, den Pogusch, den Kreuzberg, den Präbichl und über den Schanzsattel, auf der A9 schneit es etwa im Raum Wald am Schoberpass, auf der S6 am Semmering liegt Schneematsch (mehr dazu in den Antenne-Steiermark-Verkehrsnachrichten).

Niederschlagsprognose für Mittwochabend
Niederschlagsprognose für Mittwochabend © Zamg

Laut Prognose für den Abend sollte sich der Schneefall vom Nordosten her noch einmal intensivieren. Darüber hinaus könnte der Schneefall auch bis ins Joglland und Grazer Bergland vordringen. In tiefen Lagen wird es wohl bei Regen bleiben, zumal die Schneefallgrenze zwischen 300 und 700 Meter pendeln soll.

Frostberegnung gegen die Kälte

Während es zwischen Ennstal und Semmering weiß geworden ist, merkt man im Süden der Steiermark derzeit nichts vom Schnee. Minusgrade wurden aber bereits Mittwochfrüh auch in der Südsteiermark (Deutschlandsberg: -0,8 Grad) und in der Oststeiermark (Gleisdorf: - 0,4 Grad) gemessen. Am Schöckl, in 1439 Metern Seehöhe, fielen die Temperaturen frühmorgens auf -6,4 Grad.

Impressionen aus dem Ennstal, Mürztal und dem Mariazellerland:

Auch der Sturm wird in den kommenden Stunden stärker. Schon am Vormittag wurden Spitzen von 116 km/h am Schöckl gemessen. "Am Nachmittag kann der Wind zwischen dem Wechselgebiet und Hartbergerland auch im bewohnten Gebiet Geschwindigkeiten bis zu 90 km/h erreichen." Das führte auch innerhalb der Stadt Graz zu Problemen, die Berufsfeuerwehr Graz musste binnen weniger Stunden zu 20 Sturm-Einsätzen ausrücken. Auch außerhalb der Landeshauptstadt mussten am Mittwoch tagsüber 25 Feuerwehren zu Baumbergungen wegen des Sturms ausrücken, berichtet Landes-Feuerwehrsprecher Thomas Meier.

Winterrückkehr Ende April: Was zu anderen Jahreszeiten kein Problem darstellt und etwa den noch offenen Skigebieten wie der Reiteralm nicht unrecht ist, kann sich in anderen Bereichen fatal auswirken.

So weiß präsentierten sich Teile der Steiermark Mittwochmorgen: Liezen, Teichalm, Niederöblarn, Eisenerz
So weiß präsentierten sich Teile der Steiermark Mittwochmorgen: Liezen, Teichalm, Niederöblarn, Eisenerz © KK

Im Süden der Steiermark stellt der Schnee laut Rieder keine Gefahr dar, wohl aber der Frost und Sturmböen. Doch während in den Obst- und Weinbaugebieten der starke Wind und die Bewölkung heute und wohl auch morgen die Frostgefahr noch mildern könnten, zittern die Bauern vor allem vor der Nacht von Donnerstag auf Freitag. „So wie es derzeit aussieht, klart es in der Nacht auf, die Wärme strahlt ins All ab und durch den nachlassenden Wind setzt sich die Kälte unten ab“, so Rieder.

Klirrende Kälte in der Nacht auf Freitag

Dadurch werden im Norden aufgrund der Schneedecke Freitagfrüh bis zu minus 10 Grad erwartet, auch im Südosten sind laut Zamg immer noch minus fünf Grad möglich. Das sind Temperaturen, die im Vorjahr die verheerenden Spätfrost-Ernteausfälle verursacht haben.

„Es gibt berechtigte Existenzängste“, sagt der steirische Weinbaudirektor Werner Luttenberger. Viele Bauern wollen aber heuer nicht noch einmal zuschauen müssen, wie ihnen ihre Jahresernte weg friert.

Freiwillige Helfer gesucht

Auf Schloss Gamlitz ist die Familie Melcher dringend auf der Suche nach freiwilligen Helfern, um die frischen Rebentriebe in schützende Folie einzuwickeln. "Jeder Helfer zählt", heißt es in dem Hilferuf, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Treffpunkt für freiwillige Helfer ist am 20. April um 8 Uhr für im Schlosshof Gamiltz.

Rauchende Strohballen sollen Bewölkung liefern

So haben in Gamlitz Winzer wie Willi Sattler bereits Strohballen gelagert, die man in einer Frostnacht „verheizen“ will. Der gewünschte Effekt ist weniger die Wärme als vielmehr eine Rauchwolke über den Obst- und Weingärten, die ein Abstrahlen der Wärme verhindert. Andere Obstbauern wie Karl Schloffer (wir berichteten) packten Teile ihrer Obstanlagen in Vlies ein – so wie es derzeit auch die Gemüsebauern tun. Wer eine Frostberegnungs-Anlage hat wie Rupert Gsöls in Feldbach, wird versuchen, durch die Eisschicht und die Kristallisationswärme die Blüten zu schützen. Andere wollen mit Paraffinkerzen heizen.

„Vieles, was wir im Vorjahr probiert haben, hat einmal mehr, einmal weniger gut funktioniert, aber für viele ist es besser, als bloß zuzusehen“, sagt Weinbaudirektor Luttenberger. Was bleibe, sei die Hoffnung: „Darauf, dass der Frost vielleicht doch nicht so arg kommt. Und die Hoffnung, dass die Pflanzen durch die kalte Karwoche heuer noch nicht so weit entwickelt sind wie beim Frost im Vorjahr.“