Ihr Sportdirektor (Anm., Ralf Rangnick) wird Salzburg verlassen. Haben Sie schon einen Nachfolger im Kopf?

DIETRICH MATESCHITZ: Es ist ja nicht so, dass Herr Rangnick in Zukunft, wenn er sich nur noch auf Leipzig konzentrieren wird, Sprechverbot hat und mit Salzburg keinen Kontakt mehr haben wird. Aber Leipzig ist inzwischen einfach zu wichtig geworden. Nein, explizit nachbesetzen werden wir Ralf Rangnick in Salzburg nicht, wir haben genug exzellente Leute hier.

Der Bundesliga-Aufstieg ist für Leipzig im Frühjahr bereits ein Muss?

MATESCHITZ: Wir haben das in Leipzig immer mit "raschestmöglich" definiert. Und ja, geplant wäre der Aufstieg für heuer. Wobei es kein Malheur wäre, wenn es nicht klappen würde und wir noch eine Art Konsolidierungsjahr in der zweiten Liga einlegen würden. Uns muss allerdings klar sein, dass es nächstes Jahr auch nicht leichter wird.

Die Differenzen, die Red Bull mit dem DFB (Anm.: Deutscher Fußballbund) hatte, sind alle ausgeräumt?

MATESCHITZ: Ja, das sind sie. Hier gibt es keinerlei Probleme mehr.

Was bedeutet das nun für Salzburg? Dass Salzburg endgültig nur noch die geplante "Filiale" wird?

MATESCHITZ: Die Stärke der Liga gibt uns ja den Schwerpunkt vor. Das ist aber nichts wirklich Neues. Das ist, wie Sie wissen, seit Jahren unser Konzept. Deshalb haben wir in Salzburg auch eine Akademie errichtet, die ihresgleichen in Europa sucht. Wo wir Fußballer für Leipzig, aber natürlich auch für Salzburg groß werden lassen wollen.

Wo planen Sie Salzburg in der heimischen Bundesliga in Hinkunft einzuordnen?

MATESCHITZ: Wir werden dennoch dafür Sorge tragen, dass Salzburg weiterhin in der Bundesliga um den Titel mitspielen und auch international ein passables Bild abgeben kann. Alles andere wäre gegen die Ansprüche, die wir als Red Bull einfach haben.

Und das wird funktionieren? Wenn Sie Ihre besten Leute nur noch in Leipzig bündeln?

MATESCHITZ: Hier geht es nicht nur um Leipzig. Spieler wie ein Mané, ein Kampl, die sind für Österreich einfach zu gut. Die hätten wir in Salzburg so oder so nicht halten können. Es sei denn, zumindest vier, fünf österreichische Klubs würden mit uns mitziehen und die Bundesliga über Nacht erstarken. Weil das nicht passieren wird, gibt es an unserem Konzept nichts zu rütteln. Wir sind überzeugt, dass wir bis jetzt alles richtig gemacht haben.

Sie haben sich nach Franco Foda erkundigt. Hätten Sie ihn gerne in Salzburg gesehen?

MATESCHITZ: Nein, für uns in Salzburg war er nie ein Thema. Aber ich habe wirklich sehr gehofft, dass er wieder zu Sturm zurückgeht. Franco Foda passt einfach sensationell zu Graz. Zum Glück hat Sturm im letzten Moment die Kurve bekommen.

Wie sind Sie mit Herrn Hütter als Trainer in Salzburg zufrieden?

MATESCHITZ (überlegt länger): Da müssen Sie schon Ralf Rangnick fragen. Fachlich kann ich das nicht wirklich beurteilen. Aber sagen wir so: Adi Hütter ist ein Trainer mit allen Stärken, aber auch mit Schwächen.

In Deutschland, auch bei Salzburgs Champions-League-Match in Malmö, gab und gibt es massive Proteste der Anhänger gegen den von einem Konzern vereinnahmten Fußball. Wie gehen Sie mit solchen Vorwürfen um?

MATESCHITZ: Massiv? Glauben Sie mir, diese sogenannten Fans bewegen sich im "parts per million"-Bereich. Und die Medien bieten ihnen die entsprechenden Steigbügel. Von so etwas lassen wir uns keinen Millimeter von unserem Weg abbringen.

INTERVIEW: GERALD POTOTSCHNIG