Erst diese Woche sorgte Dagmar Belakowitsch-Jenewein wieder mit einem provokanten Sager für einen Wirbel, als sie im Parlament meinte, Asylwerber sollten mit Militärmaschine außer Landes gebracht werden. "Da können sie drinnen schreien, so laut sie wollen."

Doch nun gerät die freiheitliche Abgeordnete selbst in ein schiefes Licht. Bei der Nationalratswahl im Herbst 2013 kandidierte die 46-jährige Wienerin auf der FPÖ-Bundesliste drei Plätze hinter Heinz-Christian Strache auf Platz vier - und firmiert dort als "Ärztin", wie auf der offiziellen Liste des Innenministeriums nachzulesen ist. Obwohl sie, wie die Kleine Zeitung in Erfahrung bringen konnte, ein halbes Jahr zuvor, am 13. März 2013, per Bescheid von der Wiener Ärztekammer von der Ärzteliste gestrichen worden war. Und zwar rückwirkend mit 2. Juni 2008.

Ich kann mir das nicht erklären", verteidigt sich die Gesundheitssprecherin, warum sie als Ärztin auf der FPÖ-Wahlliste aufscheint. "Ich lege immer großen Wert darauf, als Medizinerin geführt zu werden. Schauen Sie auf meine Homepage, prüfen Sie meine Aussendungen! Ich selbst nenne mich nie Ärztin."

Es ist nicht das erste Mal, dass die Freiheitlichen bei den Berufsbezeichnungen ihrer Mandatare an Präzision zu wünschen übrig lassen. So hatte der frühere Dritte Nationalratspräsident Martin Graf bei einigen Wahlen als "Rechtsanwalt" kandidiert, obwohl er nur Rechtsanwaltsanwärter war. "Wir haben weder den gesetzlichen Auftrag noch verfügen wir über die Infrastruktur, um die Listen im Detail zu überprüfen", verteidigt sich Robert Stein, Chef der Bundeswahlbehörde. Andererseits nehme die Judikatur, so Stein, keine Unterscheidung zwischen dem erlernten und dem ausgeübten Beruf vor.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Medizinstudiums, Belakowitsch führt den Titel Dr. med., begann sie nach eigenen Angaben eine Lehrpraxis, doch nach zwei Monaten, noch vor Ende der Probezeit, stieg sie aus privaten Gründen wieder aus. Diese Ausbildung hätte sie sich für den Turnus anrechnen lassen können, deshalb habe sie sich bei der Ärztekammer auch gemeldet. Dass sie von der Liste gestrichen wurde, wundere sie nicht.

In der Ärztekammer selbst will man zum Fall nichts sagen. Dass Mediziner während der Ausbildung von der Liste gestrichen werden, sei nicht unüblich. Manche steigen aus dem Turnus aus, andere wiederum wechseln in die Pharmaindustrie.

MICHAEL JUNGWIRTH