Gibt es wirklich Menschen, die noch Pyjamas tragen? Oder sind sie eine Erfindung der Macher von US-Fernsehserien, die im Bett plaudernde Paare zeigen, die aber nicht nackt gezeigt werden dürfen und daher bekleidet sind? Diese Frage stellte vor Kurzem das US-Magazin "The Atlantic". Tatsächlich sieht das vergleichsweise junge Kleidungsstück mittlerweile eher alt aus.


Diverse Umfragen zeigten in den vergangenen Jahren, dass die Zahl der Pyjamaträger merklich schwindet - gleichzeitig gibt es regional große Unterschiede. 2013 verglich die US-amerikanische National Sleep Foundation die Schlafgewohnheiten von sechs verschiedenen Ländern. In den USA, Kanada und Mexiko trugen rund drei Viertel der Befragten Nachtwäsche, die allerdings nicht genauer abgefragt wurde. Nächtlich zugeknöpfter zeigten sich Deutschland mit 84 Prozent und Japan mit 91 Prozent. Ausreißer sind die Briten, von denen nur 56 Prozent angaben, bekleidet zu schlafen.

Umsatzrückgänge

In Deutschland vermeldete die Textilindustrie in den vergangenen Jahren deutliche Umsatzrückgänge beim Pyjama. Auch in Umfragen zeigte sich dieses Bild: So gab 2011 die Hälfte der Befragten an, einen Pyjama zu tragen, berichtete die Fachzeitschrift "TextilWirtschaft".

Zehn Jahre zuvor waren es noch 56 Prozent gewesen. Auch das Nachthemd bei Frauen verlor demnach rasant an Beliebtheit. Knapp zehn Prozent gaben 2011 an, nackt zu schlafen, rund ein Drittel gehen laut den Angaben mit Unterhose und T-Shirt ins Bett, Tendenz steigend. Sämtliche Studien legen auch deutliche Geschlechterunterschiede nahe, vor allem Männer entpuppen sich zusehends als Pyjamaverächter und neigen zu T-Shirt oder Nacktschlaf.

Veränderung der Lebensumstände

Tatsächlich hat sich seitdem auch in Gesellschaft und Lebensumständen einiges verändert, das dem Pyjama den Garaus macht. Die Heizgewohnheiten sind mittlerweile andere, die Notwendigkeit, sich im kühlen Schlafzimmer einzukuscheln oder sich für allfällige nächtliche Klobesuche durch unbeheizte Gänge zu wappnen, scheinen vorbei.

Wer trägt noch Pyjama?

Auch die Notwendigkeit, dem Briefträger oder Milchmann, frühmorgens bekleidet die Türe öffnen zu müssen, ist mittlerweile eher weggefallen. Und als gemütliches Hausgewand haben T-Shirt, Jogginghose und Legging den Pyjama abgelöst. Insofern scheint der Pyjama mittlerweile vor allem Kindern und älteren Traditionalisten vorbehalten. Und es gibt Lebensumstände, die eine Anschaffung eines Pyjamas nahelegen, nämlich dann, wenn man öffentlich das Bett hüten muss: bei Spitalsaufenthalten.