Ein 23-jähriger Flachgauer kam am Samstagabend beim "Electric Love Festival"  am Salzburgring ums Leben. Eine Sturmböe hatte einen Lichtturm umgerissen, der auf den Festivalbesucher stürzte. Doch inzwischen gibt es Zweifel, ob der Festivalgast von dem umgestürzten Gerüst wirklich getroffen und dabei tödlich verletzt worden ist. „Tatsache ist, dass bei dem Verstorbenen augenscheinlich keine äußeren tödlichen Verletzungen erkennbar waren. Er lag nach Darstellung der Kriminalbeamten aber in jenem Bereich, wo der Turm umgestürzt ist. Wir haben eine gerichtsmedizinische Obduktion angeordnet“, sagte Staatsanwalt Marcus Neher auf Anfrage der „Salzburger Nachrichten“. Parallel würden Polizeibeamte noch Augenzeugen befragen. „Erst dann können wir sagen, wie der junge Mann tatsächlich ums Leben gekommen ist.“ 

Windböe brachte Turm zu Fall

Der Unfall ereignete sich gegen 19.50 Uhr am Campingplatz Süd in Koppl. Ein Gewitter mit starkem Niederschlag und massiven Windböen zog auf. Der Lichtmast, der mit einem Stahlgerüst umbaut und am Boden verankert war, stürzte durch eine Windböe um und traf den 23-jährigen Festivalbesucher.

Ein Notarzt habe mit der Reanimation begonnen, später sei der junge Mann aber verstorben, sagte Werner Meissl vom Roten Kreuz Salzburg bei einer Pressekonferenz in der Nacht auf Sonntag. Einige Augenzeugen wurden von vier Einsatzkräften des Kriseninterventionsteams betreut.

Etwa 45 Minuten vor dem Unfall sei die Festivalleitung von einem meteorologischen Dienst über ein herannahendes Unwetter in Kenntnis gesetzt worden, erklärte Veranstalter Manuel Reifenauer. Ab diesem Zeitpunkt sei das "Alarmierungskonzept" in Gang gesetzt worden, bei dem sämtliche technische Geräte und Zelte mit Ballast gesichert werden. Dieses Prozedere sei auch von einem Statiker abgenommen und entspreche den Sicherheitsrichtlinien, sagte Reifenauer. "Leider ist es trotzdem zu dem schrecklichen Unfall gekommen." Der Bereich, in dem sich der Unfall ereignete, sei zu dem Zeitpunkt bereits von Securities abgesperrt gewesen. Auf dem Areal des Campingplatzes Süd hätten sich rund 11.000 Menschen aufgehalten.

Auch nach dem tragischen Ereignis habe man sich an diese Richtlinien gehalten und die Veranstaltung nicht abgebrochen, so Reifenauer: „Persönlich und aus Pietät hätte ich abgebrochen, doch eine solche Aktion inmitten des schlechten Wetters und angesichts der vielen Leute wäre sicherheitstechnisch kontraproduktiv gewesen, möglicherweise wäre es zu chaotischen Zuständen gekommen.“ Auch Rupert Reischl, Bürgermeister von Koppl, betonte, dass die Veranstaltung organisatorisch auf dem höchsten Level gewesen sei. „Nach dem tragischen Todesfall ist natürlich die Betroffenheit groß.“

Die Trümmer des Turms

Empörung unter den Festivalbesuchern

Festivalbesucher Robert Tinauer zeigte sich empört über den Umgang der Betreiber mit dem tragischen Unfall: "Die Musik ist einfach weitergegangen. Ich finde das eine Schweinerei, total respektlos!". Auch sei ihm erst nach mehrmaligem Nachfragen Auskunft über den Todesfall gegeben worden. Wer Informationen sucht, werde abgewimmelt. "Es ist nicht passiert", hieße es durchwegs.

Ermittlungen am Unglücksort

Auch auf der Facebook-Seite des Festivals wurde nach dem Sturm nur Entwarnung gegeben: Alles sei wieder in bester Ordnung. Mit keinem Wort wurde der Unfall erwähnt. Nach einigen Beschwerden von Usern wurde dieses Posting schließlich gelöscht. Kurz vor 23 Uhr schließlich folgte ein neues Posting der Veranstalter: Das Festival werde aus "sicherheitstechnischen Gründen" wie geplant zu Ende geführt. "Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen des Unfallopfers", wurde betont.