Welche Szenarien sind möglich, wie sich unser heutiges Weltfinanzmarktsystem in Zukunft weiterentwickelt? Diese und andere existenzielle Fragen stellte der spanische Forscher, Künstler und Aktivist Manuel Beltran am Donnerstag in der Diskussionsreihe beim Grazer Elevate Festival im Forum Stadtpark.

Beltran, Erfinder des 2015 von ihm in Den Haag gegründeten "Institute of Human Obsolexcence" fasste in seinem Vortrag zunächst einige historische und zeitgenössische Beispiele für den Ersatz traditionell von Mensch und Tier erwirtschafteten Wertschöpfung durch Maschinen, Roboter und Rechensysteme zusammen. Angefangen habe für ihn alles damit, als er sich mit der Auswirkung der Erfindung der Dampfmaschine und anderer mechanischer Transporthilfen auf die bis ins 19. Jahrhundert vorherrschende, auf Pferden basierte menschliche Fortbewegung zu Lande beschäftigte.

Körperwärme für Kryptowährung

Über aktuelle Beispiele von im Teststadium befindlichen Ansätzen von Online-basierten und ohne menschliche Operateure erbrachte Dienstleistungen wie Taxi (UBER Taxi), Fastfood-Services (Deliveroo) oder Paketzustellung (Amazon) gelangte Beltran zur Finanzwelt. Den von ihm ersonnenen Ganzkörperanzug, der Körperwärme in Internet-basierte Kryptowährungen umwandelt, wird Beltran am kommenden Samstag als interaktives Kunstprojekt in Graz vorstellen.

Dabei können freiwillige Besucher sich angeblich "überschüssige" Körperwärme entziehen lassen und erhalten dafür einen bestimmten Umrechnungsbetrag in einer sogenannten Kryptowährung. Welche genau, will Beltran kurzfristig entscheiden; möglicherweise könnten das Digiybyte sein. Laut der Projekt-Homepage des Künstlers erhält der Teilnehmer 80 Prozent des lukrierten Digi-Geldes, 20 Prozent holt er sich für sein Institut sozusagen als Provision.

Im vergangenen Sommer habe er bei einer ähnlichen Aktion mit Monero gearbeitet, eine andere Kryptowährung, die damals einen besonders niedrigen Kurs aufwies. Beltran lockte am Donnerstag freiwillige Teilnehmer für die Grazer Aktion mit einer lukrativen Rendite von 330 Prozent (seit Juli 2016).

Warum nicht von den eigenen Daten profitieren?

Generell geht es Beltran bei seinen Forschungs- und Kunstprojekten um die Auslotung möglicher Szenarien für die Zukunft. Dazu gehört auch sein Plädoyer für ein "Digitales Grundeinkommen" für alle Menschen. Damit will er bewusst Chancen für eine positive Auswirkung der Wirtschaftstrends im Informationszeitalter ausloten. "Jetzt geben wir unsere Daten freiwillig und gratis an Unternehmen wie facebook und Google weiter. Warum nicht davon profitieren?", so der Spanier.