„Ich sehe die B 100 als Gesamtes. Wir in Sillian haben ganz genau die selben Probleme wie die Bevölkerung in Greifenburg. Deshalb zeigen wir uns solidarisch mit den Oberdrautalern und stehen heute da“, erklärte Bürgermeister Hermann Mitteregger von Sillian bei der angemeldeten Demonstration Mittwochvormittag auf der B 100 bei Berg im Drautal. Zum friedlichen Protest aufgerufen haben die drei Bürgermeister der am meisten betroffenen Gemeinden: Johannes Pirker (Dellach/Drau), Ferdinand Hueter (Berg/Drau) und Josef Brandner (Greifenburg). Rund 150 Bürger, Politiker und Interessierte waren gekommen, um parteiübergreifend einen Schulterschluss für den Ausbau einer drautalgerechten Straße zu demonstrieren. Schützenhilfe bekamen die Drautaler Bürgermeister von Kollegen aus dem Nachbarbezirk Lienz. Landtagsabgeordneter Hermann Kuenz: „Die B 100 führt bis Sillian. Oberkärnten und Osttirol sind ein Wirtschaftsraum, die Straße ist unsere Lebensader. Wir brauchen eine Politik der klaren Worte, die den regionsgerechten Ausbau der Straße fordert.“

Alemagna-Gespenst

Scharf verurteilt wurde von Kuenz die Aussage des freiheitlichen Mandatars Christian Ragger, der kürzlich eine „Autobahn“ durch das Drautal ins Spiel brachte. „Kuenz: „Er hat mit keinem einzigen Osttiroler Bürgermeister oder Mandatar darüber gesprochen. Die Forderung nach einer Autobahn, die das Alemagna-Gespenst wieder herauf beschwören würde, ist eine Anmaßung und Frechheit.“ Wie wichtig Kuenz das Thema des Ausbaus einer drautalgerechten Straße ist, zeigt allein die Tatsache, dass er zum ersten Mal „auf die Straße ging“. „Das ist für uns unüblich. Wir demonstrieren normalerweise nicht öffentlich“, so Kuenz.


Nicht als Demonstration, sondern als Schulterschluss verstanden wissen, wollte Ferdinand Hueter die Zusammenkunft auf der B 100 im Drautal. „Wir hätten alle Voraussetzungen, dass beim Ausbau zwischen Greifenburg und Dellach etwas weiter gehen könnte. Seit 2015 gibt es einstimmige Beschlüsse in den drei Gemeinden, alle Bürgermeister des Drautals stehen hinter dem Ausbau.“

Mit dabei in Berg war auch Straßenbaureferent Landesrat Gerhard Köfer, der auf die prekäre finanzielle Situation des Landes Kärnten hinwies: „Das Straßenbaureferat hat ein Jahresbudget von 18 Millionen Euro. Der Ausbau der Straße im genannten Bereich würde 60 Millionen Euro kosten.“ Köfer beklagte auch die mangelnde Unterstützung von den zuständigen Ministerien in Wien. „Allein in meiner Amtszeit hatte ich es mit vier Infrastrukturministern zu tun. Keiner fühlte sich an die Zusagen des Vorgängers gebunden“, so Köfer.

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Um seine Aussagen zu untermauern, las er ein Schreiben von Minister Jörg Leichtfried vor, in dem dieser mitteilt, dass „aufgrund der herrschenden gesetzlichen Bestimmungen die Ausbaumaßnahmen im Zuge der B 100 jedoch alleine in die Zuständigkeit des Landeshauptmannes von Kärnten fallen . . .“

Die Drautal Bundesstraße war von 10 bi 10.45 Uhr wegen der  Protestaktion gesperrt: Die Bürgermeister des Oberen Drautales wollen damit den rascheren Ausbau der Straße erreichen.

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