Die EU-Kommission ist in ihrer Frühjahrsprognose für Österreich für die Jahre 2016 und 2017 weniger optimistisch als zuletzt. Für heuer wird nun ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent erwartet, für 2017 von 1,6 Prozent. Der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen unterstütze den privaten und öffentlichen Konsum sowie im Laufe der Zeit das Arbeitskräfteangebot, erklärte die EU-Behörde am Dienstag.

Durch den Zuzug von Flüchtlingen wächst zudem das Angebot an Arbeitskräften. "Das Arbeitskräfteangebot wird wahrscheinlich auch durch Reformen unterstützt, die eine größere Beteiligung von Frauen und ein höheres effektives Pensionsantrittsalter anregen. Dieser Anstieg im Arbeitskräfteangebot kann von der österreichischen Wirtschaft im Prognosezeitraum nicht voll absorbiert werden", schätzt die EU-Kommission. Somit werde sich damit auch die Arbeitslosigkeit weiter von einer Quote von 5,7 Prozent im Jahr 2015 auf 5,9 Prozent und 6,1 Prozent im Jahr 2016 bzw. 2017 erhöhen.

Steuerreform hilft

Positive Auswirkungen sieht die Kommission auch durch die Steuerreform, die das verfügbare Nettoeinkommen der Haushalte erhöht und so den privaten Konsum pusht. Der private Konsum sollte auch durch die staatlichen Ausgaben für Flüchtlinge unterstützt werden, heißt es. 2016 wird das Wachstum von der steigenden Binnennachfrage getragen. Der Baubranche kommen die wachsende Bevölkerung, einschließlich des Zustroms von Migranten, zugute.

Die Aussichten für den österreichische Außenhandel sind im Großen und Ganzen positiv. Da Österreich vor allem im Warenaustausch mit der EU steht, sei es weniger von der schwächeren Entwicklung in Übersee sowie den Schwellenländern beeinträchtigt, so die Kommission.

Nur mehr Platz 21

In der EU-Frühjahrsprognose liegt Österreich beim prognostizierten Wirtschaftswachstum für 2016 nur mehr auf Rang 21. Für das laufende Jahr kann Österreich lediglich ein BIP-Plus von 1,5 Prozent erwarten. Das liegt nicht nur unter dem Durchschnitt der EU (+1,8 Prozent), sondern auch der Eurozone (+1,6 Prozent).

Die besten Prognosen werden für Irland mit +4,9 Prozent erwartet. Alle EU-Staaten können mit einem Wachstum rechnen, ausgenommen Griechenland, dessen Wirtschaftsleistung 2016 laut Vorausschau um 0,3 Prozent abnehmen wird.

Wachstum in Osteuropa

Ein Wirtschaftswachstum von mehr als zwei Prozent können neben Irland noch Rumänien (+4,2 Prozent), Malta (+4,1 Prozent), Polen (+3,7 Prozent), Schweden (+3,4 Prozent), Luxemburg (+3,3 Prozent), Slowakei (+3,2 Prozent), Lettland und Litauen (je +2,8 Prozent), Spanien (+2,6 Prozent), Ungarn (+2,5 Prozent) und Tschechien (+2,1 Prozent) erwarten.

Bulgarien liegt exakt bei +2,0 Prozent. Dahinter kommen Estland (+1,9 Prozent), Großbritannien und Kroatien (je +1,8 Prozent), Niederlande, Slowenien und Zypern (je +1,7 Prozent), Deutschland (1,6 Prozent), ÖSTERREICH und Portugal (je +1,5 Prozent), Frankreich (+1,3 Prozent), Belgien und Dänemark (je +1,2 Prozent), Italien (+1,1 Prozent), Finnland (+0,7 Prozent) sowie Griechenland (-0,3 Prozent).

Österreich: Mehr Arbeitslose

Österreich weist bei der Arbeitslosenrate laut EU-Frühjahrsprognose die zweitschlechteste Entwicklung der 28 Staaten für 2016 auf. In 23 EU-Ländern gibt es sinkende Quoten, in drei Staaten bleiben die Arbeitslosenraten gleich, nur in Österreich (von 5,7 auf 5,9 Prozent von 2015 auf 2016) und Estland (von 6,2 auf 6,5 Prozent) gibt es höhere Zahlen.

Im laufenden Jahr hat Tschechien mit 4,5 Prozent die niedrigste Arbeitslosenrate zu erwarten, gefolgt von Deutschland (4,6 Prozent), Großbritannien (5,0 Prozent), Malta (5,1 Prozent) und Österreich auf Rang fünf mit 5,9 Prozent. Die höchsten Quoten werden für Griechenland (24,7 Prozent) und Spanien (20,0 Prozent) prophezeit.

Auch 2017 kann sich Österreich bei der Arbeitslosigkeit nicht erholen. Es wird ein weiterer Anstieg auf 6,1 Prozent erwartet - und auch im kommenden Jahr gibt es nur drei Staaten mit steigenden Quoten: Deutschland (von 4,6 Prozent 2016 auf 4,7 Prozent 2017), Estland (von 6,5 auf 7,7 Prozent) und eben Österreich. In zwei Ländern bleibt die Arbeitslosenrate unverändert, in 23 sinkt sie weiter.

Dies zeigt sich auch im Gesamtbild für EU und Eurozone. Die Währungsunion kann mit sinkenden Raten von 10,9 Prozent 2015 auf 10,3 Prozent 2016 und 9,9 Prozent 2017 rechnen, die gesamte EU verbessert sich bei der Arbeitslosenquote von 9,4 über 8,9 auf 8,5 Prozent.

Inflation höher als in Rest-EU

Österreichs Inflation wird laut EU-Frühjahrsprognose 2016 mit +0,9 Prozent die dritthöchste innerhalb der 28 Staaten sein. Höher liegen nur Belgien (+1,7 Prozent) und Malta (+1,4 Prozent). Die EU kann heuer einen Preisauftrieb von 0,3 Prozent und die Eurozone eine Inflation von 0,2 Prozent erwarten.

Im laufenden Jahr wird es demnach in acht EU-Ländern einen Preisverfall geben. Der höchste wird für Bulgarien und Zypern (je -0,7 Prozent), Kroatien und Rumänien (je -0,6 Prozent), Griechenland (-0,3 Prozent), Slowenien (-0,2 Prozent) sowie Luxemburg und Slowakei (je -0,1 Prozent) vorausgesagt.

2017 soll sich laut EU-Frühjahrsprognose die Inflation generell deutlich erhöhen. Für die Eurozone wird ein Anstieg auf 1,4 Prozent und für die EU auf 1,5 Prozent prognostiziert. Österreichs Inflation soll dann 1,7 Prozent betragen, wobei dies aber nur mehr der achthöchste Wert sein wird. Spitzenreiter wird im nächsten Jahr Estland mit einem Preisauftrieb von 2,9 Prozent sein.