Auch sieben Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise haben die Banken das Thema Gier nach Einschätzung des neuen Deutsche-Bank-Chefs John Cryan noch nicht in den Griff gekriegt. "Ich glaube, dass die Leute im Bankensektor zu viel Geld verdienen", sagte Cryan am Montag auf einer Veranstaltung der Universität Frankfurt.

Zwar gelte nicht für alle, dass Geld der Hauptanreiz für den Job sei. Aber manche Vertreter der Branche glaubten noch immer, sie hätten das Recht, außergewöhnlich hohe Summen zu kassieren, weil "sie mit dem Geld anderer Leute spielen", kritisierte Cryan. Vielerorts gebe es auch noch Nachholbedarf im Management, klare Botschaften zu vermitteln, effektive Kontrollen zu installieren und Fehlverhalten zu bestrafen. Die Art der Bezahlung müsse neu justiert werden, mahnte er.

Cryan hat im Juli das Ruder von Anshu Jain an der Spitze von Deutschlands größtem Geldhaus übernommen und seither den Sanierungskurs verschärft: Ein neuer Vorstand soll die Deutsche Bank radikal verschlanken, riskante und kapitalzehrende Geschäfte zurückfahren und das Verhältnis zu den Aufsehern reparieren. Der Abbau der unzähligen juristischen Altlasten, die noch immer mit Milliarden auf der Bilanz lasten, wird aber Jahre dauern. Cryan hat wegen des absehbaren Jahresverlusts Bonuskürzungen in Aussicht gestellt und die Dividende gestrichen.

Auf der Konferenz betonte Cryan nun mit Blick auf die Prämienzahlungen, diese müssten grundsätzlich viel langfristiger angelegt sein. Die Deutsche Bank habe damit begonnen, Boni etwa für die Manager nur mit Zeitverzögerung auszuzahlen. Cryan bemühte einen Vergleich: Um jegliches Theater zu vermeiden, dürfe man dem Kind nicht die Süßigkeiten zeigen, bevor klar sei, dass es diese auch wirklich verdient habe. Hinterher wegnehmen sei viel schwerer.