In einem vermeintlichen Geheimpapier der EU soll von einem Ende im Jahr 2018 die Rede sein. Der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger fordert die deutsche Regierung in einem „Spiegel“-Interview auf, das Thema beim nächsten G-7-Gipfel zu behandeln. Münzen und Geldscheine sieht er angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten als „Anachronismus“, Bargeld sollte man deshalb einfach abschaffen. Das wäre auch ein Schritt gegen Geldwäsche und Kriminalität, so die Argumentation, die ähnlich auch von den US-Ökonomen Kenneth Rogoff und Larry Summers zu hören ist. Bargeldloser Zahlungsverkehr soll zudem die Wirtschaft ankurbeln. Laut EU-Kommission ist ein Viertel der weltweiten Bargeldbestände Schwarzgeld.

Zahlen mit Cash kommt uns außerdem teuer zu stehen, betonen die WU-Professoren Hans Abele und Guido Schäfer. „Der österreichischen Volkswirtschaft entstehen dadurch jährlich Kosten in Höhe von 1,2 Milliarden Euro“, heißt es sinngemäß in ihrer Studie, die von der Bankomatenbetreiberin Payment Services Austria finanziert wurde. In Deutschland berechnete das „Research Center for Financial Studies“ jährliche Mehrkosten von 12,5 Milliarden Euro. Daten- und Konsumentenschützer halten von den Ideen nichts und befürchten die totale Überwachung. Um kriminelle Strukturen aufzudecken, könne man nicht völlig auf den Datenschutz verzichten.

Und selbst Bankenvertreter sehen die Diskussion kritisch. „Bargeld hat in seiner Bedeutung ohnehin stark verloren. Über unbegrenzte Annahme von Bargeld sollte man nachdenken, eine lückenlose Abschaffung halte ich aber für unnötig“, betont BKS-Vorstandschefin Herta Stockbauer. „Damit würde man wieder ein Stück Freiheit des Bürgers einschränken.“ Es gebe ohnehin schon sehr enge Bestimmungen. „Bargeld-Bewegungen von über 15.000 Euro werden bereits stark kontrolliert“, sagt Stockbauer. Die Abschaffung der 500-Euro-Banknote kann sie sich hingegen vorstellen. „Die spielt im Alltag eh kaum eine Rolle.“

Für Franz Rudorfer, Bankensprecher in der Wirtschaftskammer, ist eine baldige Bargeld-Abschaffung „nicht wahrscheinlich“. Er wäre aber „nicht dagegen“, weist jedoch darauf hin, dass Bargeld „natürlich ein Kosten- und Sicherheitsthema für die Banken“ sei. „Wir bieten den Kunden jedenfalls viele bargeldlose Bezahlmöglichkeiten und weisen auf die Vorteile hin – Zeit, Kosten, Sicherheit. Wir zwingen aber niemanden“, sagt Rudorfer.

Die Diskussion hat mittlerweile auch eine politische Dimension – die ÖVP hat vor wenigen Tagen auf Antrag von Staatssekretär Harald Mahrer ein „Bekenntnis zum Bargeld“ in ihr neues Grundsatzprogramm aufgenommen.

WOLFGANG FERCHER