Die japanische Regierung hält das jüngste Hinrichtungsvideo der Jihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) für authentisch. "Nach einer umfangreichen Überprüfung glauben wir, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist", sagte Regierungssprecher Yoshihide Suga am Sonntag in Tokio.

"Abscheuliche Tat"

Japans Regierungschef Shinzo Abe spricht von einer "abscheulichen Tat". Japan werde sich aber niemals dem Terrorismus beugen. Auch Us-Präsident Barack Obama verurteilte die "feige Ermordung" scharf. Auch der britische Premierminister David Cameron und der französische Staatspräsident Francois Hollande verurteilten den Mord an der Geisel. Cameron schrieb auf Twitter, die Ermordung Gotos sei "eine Erinnerung daran, dass der IS die Verkörperung des Bösen ist". "Frankreich steht in dieser neuen Herausforderung solidarisch hinter Japan", erklärte Hollande laut einer Erklärung des Präsidentschaftspalastes.

In dem am Samstagabend verbreiteten Video droht ein in Schwarz gekleideter IS-Kämpfer dem japanischen Premierminister Shinzo Abe, "ein Massaker zu veranstalten, wo auch immer deine Leute zu finden sind".

Verbreitet wurde das Video über den Kanal des IS-Medienorgans Al-Furkan beim Kurznachrichtendienst Twitter. Nach Angaben des auf die Überwachung islamistischer Webseiten spezialisierten Unternehmens SITE spricht der maskierte Mann auf dem Video mit einem starken südenglischen Akzent, der auch schon auf anderen IS-Bekennervideos zu hören sei.

Mit Massakern gedroht

Wie bei früheren Enthauptungsvideos des IS kniet die Geisel in einem orangen Overall, der an die Häftlingskleidung im US-Gefangenenlager Guantanamo erinnert. "Eine ganze Armee dürstet nach eurem Blut", sagt der IS-Kämpfer. Der Mann wendet sich in dem Video direkt an Japans Regierungschef Abe: Wegen dessen gewissenloser Entscheidung, "an einem aussichtslosen Krieg teilzunehmen, wird dieses Messer nicht nur Kenji töten, sondern weiter machen und Massaker anrichten". Goto war im vergangenen Oktober vom IS verschleppt worden.

Japan reagierte entsetzt. Man sei "zornig" über einen weiteren Akt des Terrorismus, sagte ein Regierungssprecher in Tokio am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit). Man sei dabei, weitere Informationen zu sammeln. Ein anderer Sprecher hatte zuvor erklärt, die Authentizität des Videos werde geprüft.

Bereits am Donnerstagabend war ein Ultimatum der Jihadistengruppe abgelaufen: Der IS hatte mit der Tötung Gotos und eines ebenfalls gefangenen Jordaniers gedroht, sollte Jordanien bis dahin nicht eine gefangene Jihadistin freilassen. Der jordanische Pilot Maas al-Kassasbeh wurde in dem am Samstagabend verbreiteten Video nicht erwähnt. Schon vor einigen Tagen war der von der IS-Miliz verschleppte Japaner Haruna Yukawa getötet worden.