Im südhessischen Groß-Zimmern gibt es ein ziemlich ungewöhnliches Wohn-Arrangement: Anja Pahlen und Peter Göbel haben bei einem Spaziergang mit ihren beiden Hunden im Sommer ein halb verhungertes Rehkitz gefunden. Das etwa sieben Tage alte Tier steckte in einem ausgetrockneten Flussbett im Schlamm fest. Jäger und Tierauffangstationen rieten dem Paar, das Tier "zu erlösen". „Ich brachte es aber nicht übers Herz", erzählte Pahlen focus.de.
Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, einem Forstwirt, entschied die Altenpflegerin, den Bock groß zu ziehen. Sie päppelten ihn liebevoll auf und er scheint sich nun, etwa ein halbes Jahr später, rundum wohl zu fühlen: "Bambi" ist stubenrein, schläft neben den Hunden im Schlafzimmer oder kuschelt mit dem Paar auf dem Sofa. Den beiden ist aber auch bewusst, dass sich das ändern kann, vor allem wenn der Bock - voraussichtlich im März - geschlechtsreif wird.
Die Gefahr, dass geschlechtsreife Rehböcke aggressiv werden und Menschen angreifen, sei groß, warnt auch Hessens TierschutzbeauftragteMadeleine Martin. Tierarzt Dominik Fischer vom Arbeitskreis Wildbiologie der Uni Gießen warnt davor, denn geschlechtsreife Rehböcke hielten die ihnen vertrauten Menschen für Artgenossen und zögen sie für Rangkämpfe heran. Was für Pahlen und Göbel durchaus gefährlich werden könne. Bambi müsse deshalb möglichst bald ausgewildert werden, sagt Fischer. Dabei können Auffangstationen für Wildtiere helfen.