Ein Ehepaar in Kalifornien hat seine 13 Kinder unter grausamen Bedingungen gefangen gehalten. Wie das Büro des Bezirkssheriffs in Riverside am Montag (Ortszeit) berichtete, konnte sich eine 17-Jährige am Sonntag befreien und die Polizei informieren. Wie lange die Kinder gefangen gehalten wurden, blieb zunächst unklar.

Das Mädchen hatte in dem Haus ein Mobiltelefon gefunden und die Polizei in der Stadt Perris südöstlich von Los Angeles gerufen, hieß es in der Mitteilung. Den Beamten boten sich demnach erschütternde Bilder. Einige der Geschwister seien mit Ketten und Vorhängeschlössern an ihre Betten gefesselt gewesen - sie seien unterernährt und sehr schmutzig gewesen. Ihre Umgebung beschreibt die Mitteilung als dunkel und faulig riechend. Vater (57) und Mutter (49) hätten nicht erklären können, warum sie ihre Kinder festhielten, heißt es in dem Bericht.

 David und Louise Turpin hielten 13 Kinder gefangen
David und Louise Turpin hielten 13 Kinder gefangen © APA/AFP/Riverside County Sheriff

Nachbarn erzählen unterdessen, dass die Kinder nur selten gesehen hätten. "Wir haben einige Teenager, vielleicht im vergangenen Jahr, den Rasen mähen sehen", sagte der 38-jährige Julio Reyes US-Medien. Andria Valdez sagte der Newsseite "The Press-Enterprise": "Sie kamen immer nur nachts raus. Sie waren wirklich, wirklich blass." Und Kimberly Milligan sagte der "LA Times", „Man weiß, irgendetwas ist komisch, aber man will nichts Schlechtes von anderen Leuten denken." Sie hätte die Kinder nur selten oder gar nicht gesehen. Sie habe nur ab und zu Kinder in ein Auto steigen sehen. Sie habe sich gewundert, weil diese so blass seien.

Die 13 Geschwister sind zwischen zwei und 29 Jahre alt, berichtete der Sheriff. Es handle sich um sechs Kinder und sieben Erwachsene. Die Beamten hielten zunächst alle Opfer für Minderjährige, da diese so schlecht ernährt seien. Die geflüchtete 17-Jährige habe ausgesehen wie ein zehnjähriges Mädchen. Die Polizeibeamten seien schockiert gewesen, als sie erkannten, dass sieben der Opfer Erwachsene waren.

Die 13 Geschwister wurden auf der Polizeiwache mit Getränken und Lebensmitteln versorgt, ehe sie zur Behandlung in umliegende Krankenhäuser gebracht wurden. Die Eltern wurden festgenommen. Sie erwartet eine Anklage wegen schweren Missbrauchs und der Gefährdung Schutzbefohlener. Für Vater und Mutter wurde eine hohe Kaution von jeweils neun Millionen US-Dollar festgesetzt.

Bei dem Vater der Kinder soll es sich nach einem Bericht des Lokalsenders KTLA um den Direktor einer Privatschule in Perris handeln. Die angemeldete Adresse der Schule sei mit der des Wohnhauses der Familie identisch, hieß es weiter. Demnach eröffnete die Schule im März 2011, verzeichnete aber lediglich sechs Schüler, wie aus Behördenunterlagen hervorgehe.

Laut "Los Angeles Times" wohnte das Paar nach einem Umzug aus Texas seit 2010 in Perris. Demnach ging es bereits zweimal in Konkurs. Gerichtsunterlagen zufolge hätten beide im Zuge der Schul-Eröffnung 2011 zwischen 100.000 Dollar (81.453,12 Euro) und einer halben Million Dollar (407.265,62 Euro) Schulden angehäuft, berichtete die "New York Times". Der Vater habe im selben Jahr als Ingenieur für den Waffenkonzern Northrop Grumman gearbeitet für ein Jahressalär von 140.000 Dollar.

Großeltern "schockiert"

Die Eltern des festgenommenen Vaters sagten dem Sender ABC News, sie seien "überrascht und schockiert" von den Vorwürfen. Die Großeltern, die im Bundesstaat West Virginia leben, hatten demnach ihren Sohn und seine Familie zum letzten Mal vor vier oder fünf Jahren besucht. Sie sagten, ihr Sohn und seine Frau seien streng religiös. Gott habe sie dazu aufgerufen, so viele Kinder zu haben.

Auch private Familien-Fotos im Internet sind verwirrend: So gibt es unter dem Namen des Paars eine Seite beim Onlinenetzwerk Facebook, auf der mutmaßliche Hochzeitsfotos zu sehen sind. Auf einer Serie sind Mutter und Vater als Braut und Bräutigam in einem kitschigen Säulen-Ambiente samt Elvis-Imitator im Kreise ihrer Kinder abgelichtet. Die Mädchen tragen alle das gleiche lila-rosafarbene Schottenmusterkleid, nur das Zweijährige ist ganz in Pink gekleidet; die drei Buben tragen schwarze Anzüge. Das Foto wurde zwischen April und Juli 2014 hochgeladen.

Ein weiteres Foto vom April desselben Jahres zeigt Kinder und Eltern allesamt lächelnd im Freizeitlook: Die ganze Familie trägt rote T-Shirts, darauf ist der Reihenfolge nach durchnummeriert der Aufdruck "Thing 1", "Thing 2", "Thing 3" zu lesen - in Anspielung auf Figuren aus dem populären Kinderbuch "The Cat in the Hat" (1957, deutscher Titel: "Der Kater mit Hut") von Theodor Seuss Geisel alias Dr. Seuss. Auch Fotos von Disneyland-Besuchen gibt es.