Die Vermögensberatungsfirma Ertrag&Sicherheit rutscht nach einer Serie von Anlegerklagen in die Zahlungsunfähigkeit. Ursache seien die zahlreichen Klagen von "aggressiven Anleger-Anwälten", wie es im Umfeld von E&S heißt. Tatsächlich dürften rund 300 Verfahren laufen, in denen die früheren E&S-Kunden Schadenersatz für ihre erlittenen Verluste einfordern.

E&S vermittelte nicht nur Investments in so genannte geschlossene Fonds, sondern hatte auch eher skurril anmutende Geldanlagen zu bieten. So kauften Anleger Goldbarren bei einem deutschen Verein namens EVVE (Europäische Vereinigung vereidigter Edelmetallberater). Der mittlerweile insovente Verein übernahm auch die Einlagerung der Barren. Doch als die Polizei in einer Hausdurchsuchung den Safe einer EVVE-Partnerfirma öffnete, fand sich überwiegend nur "goldfarbenes Metall". Dieses "Katzengold" soll den Investoren sogar bei einem Besuch gezeigt worden sein. E&S sieht sich in dieser Causa selbst als Opfer von Betrugshandlungen in Deutschland.

E&S habe "jahrelang hoch riskante Investments vermittelt", lautet der Vorwurf des Grazer Anlegeranwalts Arno F. Likar. Dieser Vorwurf bezieht sich auch auf Investmentprodukte der Firmen Halebridge und Shedlin, die ebenfalls bei E&S vertrieben wurden.

Im Fall von Halebridge verkauften Anleger ihre Ansprüche aus Lebensversicherungen an die Halebridge Asset Management AG. Die Firma werde das Geld "nach den Anlagegrundsätzen amerikanischer und britischer Eliteuniversitäten" verwalten, stand im Prospekt. So konnten die Anleger zwischen den Modellen "Harvard", "Yale", "Cambridge" und "Stanford" wählen. Nach einigen Jahren sollte das 1,5- bis Dreifache (!) des investierten Geldes zurückfließen. Diese exorbitante Rendite wurde von den Anlegern offenbar nicht hinterfragt.

Die "Ertrag & Sicherheit Vermögensberatung Ges.m.b.H." wurde 1985 gegründet und beschäftigt 19 Dienstnehmer. Betroffen von der Insolvenz sind auch mehrere 100 Werkvertragsnehmer, die selbstständig für E&S tätig waren. In den letzten drei Jahren wies die Firma positive Betriebsergebnisse aus, für 2015 ist aber ein deutlich negatives Jahresergebnis zu erwarten. Laut Alpenländischem Kreditorenverband beträgt die Überschuldung acht Millionen Euro. Alleiniger Grund seien die "Klagen wegen behaupteter Ansprüche aus Anlegerberatungshaftung", wie es im Insolvenzantrag heißt. Zuletzt hatte die Haftpflichtversicherung "StarStone Insurance Europe AG" jegliche Leistungsverpflichtung abgelehnt. Gegen die Versicherung laufen drei Deckungsklagen.