Auf dem Vorplatz der Kirche in Gnas ist das Gedränge so groß, dass sich die Menschen beinahe gegenseitig auf die Füße steigen. Vor allem, als die sonntägliche Messe zu Ende geht und Pfarrer Karl Gölles die Gläubigen zum Pfarrfest entlässt. Schnell kommt Zeltfeststimmung auf, der Ausschank fließt in Strömen.

Zu der Hitze, die die Luft stehen lässt, mischt sich Aufregung. Die Gnaser warten – worauf, lässt sich leicht erraten: Auf einem riesigen Banner ist die jubelnde Nationalspielerin Sarah Puntigam zu sehen, die bei der Frauen-Europameisterschaft mit Österreich sensationell Rang drei erreichte. „Als Kinder“, erzählt Nachbarin Julia Liebmann, die ebenfalls am Kirchenplatz wartet, „haben wir immer gemeinsam Fußball gespielt." Die EM hat die junge Frau selbstredend verfolgt. Franz Zangl, ehemaliger Bademeister von Gnas, ebenso: "Ich kenne Sarah von klein auf", erzählt er.

Sarah Puntigam mit ihrer Schwester Helena
Sarah Puntigam mit ihrer Schwester Helena © Katharina Siuka

Dann hat das Warten plötzlich ein Ende: Begleitet von der Musikkapelle zieht Sarah Puntigam am Kirchenplatz ihres Heimatortes ein. Die Kinder des USV Gnas und des örtlichen Leistungsausbildungszentrums stehen der Fußballspielerin Spalier, die Gnaser applaudieren lautstark. Puntigam lächelt, dann blickt sie verlegen auf den Boden. „Es ist alles ein bisschen viel“, gesteht sie, „es ist nicht selbstverständlich, dass ihr alle hier seid.“ 

Die Gnaser, sagt der stellvertretender Bürgermeister Alois Sommer, sind stolz auf ihre Sarah. „Du hast gezeigt, was man mit viel Ehrgeiz erreichen kann.“ Dann überreicht er ihr einen Strauß Blumen und die Menge tobt von Neuem. "Bravo!", hallt es von der Kirchenmauer wider, während Kinder in Fußballtrikots rot-weiß-rote Fahnen schwenken.

Das Griss, das um die 24-jährige Puntigam herrscht, ist groß. Vor allem Kinder und der örtliche Fußball-Nachwuchs drängen sich um die Spielerin, strecken ihr Trikot, Pulli und Smartphone entgegen. Puntigam hinterlässt bereitwillig ihre Unterschrift und lächelt in unzählige Kameras. „Wir haben offenbar viele Menschen begeistert“, sagt die 24-Jährige, „aber ich werde wohl erst in den kommenden Wochen realisieren, was bei der EM passiert ist.“

Feier im Familienkreis

Puntigams Mutter Maria geht es ähnlich. "Momentan ist das alles fast noch nicht zu realisieren", sagt sie und schaut sich am Kirchenplatz um. Gemeinsam mit Ehemann Herbert ist Maria Puntigam erst Samstagabend vom Halbfinale in den Niederlanden nach Hause in die Südoststeiermark gekommen. "Nach dem Spiel haben wir Sarah kurz gesehen und sie umarmt", schildert Papa Herbert, "wir haben uns gegenseitig getröstet."

Über den Empfang ihrer Tochter freuen sich die beiden sehr. "Meine Schwester Getrude ist Amtsleiterin von Gnas und hat alles organisiert", sagt Herbert Puntigam. "Es war alles so kurzfristig, es gehört viel dazu, dass heute so viele in der Urlaubszeit gekommen sind."

So wie Anna Sommer, Tenorhornspielern bei der örtlichen Musikkapelle. "Am Freitag wurden wir gefragt, ob wir spielen können. Dann war es knapp, dass genügend von uns kommen." Aber extra für Sarah, sagt Sommer, sind die Musiker eingetrudelt. "Es macht einen schon stolz, wenn eine Spielerin aus dem eigenen Ort kommt. Das ist echt lässig."