Montagabend sorgte Starkregen und Hagel für Chaos in Graz. Zahlreiche Straßen, Unterführungen und Keller waren überschwemmt - vor allem in Straßgang, Wetzelsdorf, Lend und Gries.

Besonders dramatisch war die Lage bei einem Mehrparteienhaus am Grieskai: Durch den massiven Wassereintritt wurden die Fundamente des Hauses  laut Feuerwehr zum Teil unterspült. In den Nachtstunden wurde der Zustand des Hauses von einem Statiker überprüft. Bei dem Gebäude herrscht Einsturzgefahr, die in Laufe der Nacht und am Morgen durch Stabilisierungsmaßnahmen gebannt werden konnte. Evakuiert werden musste letztlich niemand, am Gebäude ist aber erheblicher Schaden entstanden. Wie es seitens der Feuerwehr heißt, sind hier nun dringende Renovierungsarbeiten erforderlich.

Die Feuerwehr war bis 5 Uhr im Einsatz, nach Diesntwechsel geht es seit 6 Uhr weiter, aktuell werden etwa noch 25 Einsätze abgearbeitet. Glück im Unglück hatten am Abend die Insassen von zwei Fahrzeugen im Südwesten von Graz. Sie waren in den Wassermassen einer Unterführung gelandet und konnten von der Berufsfeuerwehr Graz gerade noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden.

Citypark öffnet am Dienstag wieder

Aufsehenerregend war darüber hinaus die Situation im Citypark - hier drang Wasser in die Räumlichkeiten ein. Rasch kursierten Beweisvideos auf Social Media - eines davon wurde binnen 6 Stunden mehr als 500.000 Mal angesehen. Das Grazer Einkaufszentrum hat daraufhin via Facebook mitgeteilt, dass man allen Helfern danke. Gegen 22.30 Uhr gab man dann Entwarnung: Die Reinigungsarbeiten nach dem Regen seien zu "98 Prozent abgeschlossen" hieß es. Fast alle Shops - bis auf wenige Ausnahmen - hätten am Dienstag wieder regulär geöffnet, hieß es.

Auch in der die UCI Kinowelt Annenhof hielt die Decke dem enormen Niederschlag am Montag laut Videos zeitweise nicht mehr stand - Wasser tropfte hier auf den Boden. Selbst in Grazer Straßenbahnen rann Wasser von den Decken auf die Sitze.

Generell sorgten Hagel und Regen im gesamten Stadtgebiet am Abend für jede Menge Feuerwehreinsätze: Die Berufsfeuerwehr musste zu mindestens 180 Einsätzen ausrücken, wie deren Sprecher Thomas Schmallegger auf Anfrage der Kleinen Zeitung bestätigte. Insgesamt wurde die Feuerwehr etwa 320 Mal alarmiert - oft mehrmals wegen derselben Ereignisse.

150 Männer im Einsatz

Schmallegger betonte, dass alle verfügbaren Kräfte im Dienst waren: Insgesamt waren 150 Feuerwehrmänner unterwegs, wobei die 70 Berufsfeuerwehrleute Unterstützung von der Freiwilligen Feuerwehr Graz (40 Mann) und den Betriebsfeuerwehren (40 Mann) bekamen. Der erste Alarm ging um 18.07 Uhr ein. Laut Feuerwehr wurden die Notrufe im Rahmen einer Prioritätenliste abgearbeitet.

Einige Zahlen untermauern die Schwere des Starkregens vom Montag: In der kurzen Zeit von etwa 45 Minuten sind in Straßgang 60,8 Liter Wasser pro Quadratmeter gefallen. Öffis hatten im gesamten Stadtgebiet erhebliche Verspätungen - vor allem aber die Linien 4 und 5: Der digitale Öffi-Monitor bescheinigte Verzögerungen bis zu 76 Minuten.

Unterführung unter Wasser

Die Linien 1, 3, 6 und 7 mussten teils mit Schienenersatzverkehr geführt werden, weil die Tram-Unterführung beim Hauptbahnhof zeitweise unter Wasser stand. In der Inneren Stadt hatte außerdem die Schloßbergbahn teilweise ihren Betrieb eingestellt, weil sie aufgrund des Hagels nicht mehr fahren konnte.

Der Mühlgang trat in der Herrgottwiesgasse über die Ufer, Autos und Bim mussten im Wasser fahren
Der Mühlgang trat in der Herrgottwiesgasse über die Ufer, Autos und Bim mussten im Wasser fahren © Facebook/Aktuelle Wetterwarnungen für Österreich

Die Mur ist auf einen Stand von 4,2 Meter geklettert. Das bedeutet "Alarmstufe Rot". Die Berufsfeuerwehr hat noch in der Nacht zahlreiche Sperren an der Uferpromenade eingerichtet. Mit einer Entspannung ist in den kommenden Tagen nicht zu rechnen. Nach den starken Schneemengen im Winter, ist mit Schmelzwasser zu rechnen - das könnte den Mur-Pegel sogar weiter ansteigen lassen.

Über die Ufer getreten ist außerdem der Mühlgang. Im Bereich Herrgottwiesgasse gingen Straße und Bach ineinander über. Die Pegel der Bäche hat sich, so die Berufsfeuerwehr, mit Ausnahme der Mur, die weiterhin beobachtet wird, im Laufe der Nacht wieder beruhigt.

Chaos auch im Grazer Umland

Am Montag ab 18.30 Uhr erreichte das Unwetter auch GU: Südöstlich von Graz waren 24 Freiwillige Feuerwehren des Bereichsfeuerwehrverbandes Graz-Umgebung im Dauereinsatz um die Schäden aufzuarbeiten. 130 Adressen waren von den Einsatzkräften zu bewältigen. Auch hier standen primär Keller unter Wasser, auch Wohnanlagen und überschwemmte Objekte waren auszupumpen. Durch die Unwetter wurden hier auch Stromleitungen beschädigt, teilweise mussten Bewohner ohne Elektrizität ausharren.

Details zu den Einsätzen der Feuerwehren in Graz und Umgebung waren am Abend noch nicht bekannt. Diese werden wohl bis in die späten Nachtstunden andauern, mit einer Bilanz ist erst am Dienstag zu rechnen.

Flüge nach Wien umgeleitet

Für Chaos sorgte das Gewitter auch am Flughafen Graz-Thalerhof: Die Flüge ab Berlin, Zürich und Istanbul mussten nach Wien umgeleitet werden, jene aus Düsseldorf und Stuttgart fielen aus. Sämtliche Flüge ab Graz konnten ebenfalls nicht starten.

© Screenshot Flughafen Graz

Einzig das Flugzeug von München kommend landete um 19.20 Uhr am Thalerhof - Passagiere berichteten von einem recht abenteuerlichen Landeanflug, nach dem sogar ausnahmsweise geklatscht wurde. Danach durften die Fluggäste allerdings zunächst nicht aussteigen - die Gefahr wegen Blitzschlags war zu groß.

Die weiteren Wetteraussichten

Die enormen Regenmengen überraschten Grazer wie Einsatzkräfte: Am Nachmittag gab die Berufsfeuerwehr selbst noch eine Warnung für einen etwa 30 bis 60 Minuten langen Starkregen aus. Die Situation war letztlich deutlich heftiger - und spitzte sich am Abend zunächst zu.

Im Laufe der Nacht gab es in Graz weitere Regenschauer. Am Dienstagvormittag wird es wieder trockener - es bleibt aber stark bewölkt. Am Nachmittag kommt dann wieder mehr und mehr die Sonne durch, die restliche Woche wird das Wetter freundlicher. Am Wochenende sind sogar sommerliche 25 Grad möglich - bei strahlend blauem Himmel.