Metertief Schnee im Nordosten, Sturmschäden in der gesamten Steiermark, obersteirische Orte wegen Lawinengefahr abgeschnitten, trockenheitsbedingte Brände im Süden - und jetzt wird es noch richtig frostig - das Wetter spielt hierzulande verrückt. Die Kleine Zeitung informiert über das aktuelle Geschehen:

Zugespitzt hat sich Donnerstagmittag die Lage in der Obersteiermark.  Die Ortschaft Hinterwildalpen ist wegen Lawinengefahr nicht auf der Straße erreichbar, 80 Personen müssen hier laut Katastrophenschutz ausharren. 

Wegen der Lawinengefahr ist mittlerweile auch die B138 von Liezen bis Spital am Pyhrn gesperrt, sowie weiters die B71 auf Höhe Zellerrain und die L715 im Bereich Hengstpass.

"Wir versinken im Schnee. Gestern war es noch lustig, heute ist es aber richtig ernst.“ Josef Kuss aus Mariazell bringt die Stimmung auf den Punkt, die seit gestern früh zwischen Gesäuse und dem nordöstlichen Winkel der Steiermark herrscht. Bis Donnerstagfrüh hat es in Mariazell rekordverdächtige eineinhalb Meter geschneit, was bisweilen für Chaos sorgte. Bis zum Donnerstagvormittag waren es rund eineinhalb Meter Schnee, allein in der Nacht hat es fast einen Meter geschneit. Das Stadtzentrum ist für den Verkehr gesperrt, bereits am Mittwochnachmittag hat die Stadtverwaltung versucht, rund um das Stadtgebiet alle zur Verfügung stehenden Parkplätze freizuschaufeln.

Doch auch dort, wo es nicht geschneit hat, brachte die Winterrückkehr Probleme mit. 43 Feuerwehren mussten in der Nacht wegen Sturms und orkanartiger Böen (am Schöckl wurden Windspitzen von bis zu 120 km/h gemessen!) zu 61 Einsätzen ausrücken, rund 50 umgefallene Bäume mussten entfernt werden. Bereits am Mittwoch gab es in Graz 20 Sturm-Einsätze und weitere 25 in den Regionen.

Wettervorhersage: Kein Sturm, aber Minusgrade in der Nacht

Im Norden blieb es Donnerstagfrüh saukalt: -3 Grad Celsius in Bad Aussee, -4,5 in Mariazell und -5 in Fischbach. Im Süden der Steiermark verhinderte offenbar die Wolkendecke, dass die Temperaturen unter Null klettern - noch. Mehr dazu weiter unten!

Das aktuelle Wetter in Ihrer Region

Schneechaos auf A2 - Wechselabschnitt stundenlang gesperrt

Schneechaos auf den Straßen - A2 in der Nacht gesperrt

In der Nacht auf Donnerstag sorgte der Schnee für Chaos auf den Straßen im Norden des Landes: Da bereits viele Fahrzeuge auf Sommerreifen umgesteckt haben, blieben auf der A 2 im Wechselabschnitt zwischen Grimmenstein (Niederösterreich) und Lafnitztal (Steiermark) zahlreiche Fahrzeuge auf den schneeglatten Steigungsstücken des Wechsels hängen. Auf der steirischen Seite kam es zum Erliegen des Verkehrs auf beiden Fahrtrichtungen. Der Stau Richtung Graz reichte zum Höhepunkt bis zum niederösterreichischen Teil zwischen Krumbach und Zöbern zurück. Zahlreiche Fahrzeuglenker mussten in ihren Fahrzeugen ausharren, da selbst die Räumfahrzeuge der ASFINAG im Stau steckenblieben. Das Rote Kreuz versorgte die Fahrer bis in die frühen Morgenstunden mit über 250 Litern Tee und wärmenden Decken. Erst gegen 2.30 Uhr war der Wechsel wieder frei passierbar. Auf der A21 um Wien saßen Autofahrer bis zu 8 Stunden fest.

Auch Donnerstagfrüh schneite es noch am Wechsel weiter. Auf der B 115, der Eisenstraße, blieben am Präbichl immer wieder Lkw hängen. Allgemeine Kettenpflicht gilt bei Fahrten über die Kaiserau, den Schanzsattel, Niederalpl und den Zellerrain, Ketten brauchen Lkw auch bei Fahrten über Oppenberg, die B25 zwischen Wagner-Brücke und Radstadt, die L714 zwischen Palfau und Großreifling, den Triebener Tauern, das Alpl, den Seeberg, den Pogusch, über Kreuzberg, die Teichalm, über Straßegg, über den Pfaffensattel, den Präbichl und über die L451 die Schindergraben Straße. Der Hengstpass (L 550, Kobenzerstraße) war wegen Lawinengefahr gesperrt. Mehr in den Antenne Verkehrsmeldungen.

Hunderte Einsätze

Am Donnerstag Abend zog die Feuerwehr eine erste Bilanz. In 36 Stunden wurden 218 Feuerwehren alarmiert. Etwa 1600 Feuerwehrmänner und -frauen waren im Einsatz. Von 259 Einsätzen waren 231 Technische Einsätze, darunter 160 Baumbergungen und 56 Autobergungen.

Nur alle 50 Jahre

Schneefall in der zweiten Aprilhälfte ist in dieser Gegend zwar nicht selten, sehrwohl aber in dieser Intensität, weiß Klimatologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie, wo man die Schneewarnstufe auf Rot erhöht hat: „Eine geschlossene Schneedecke im April gibt es gibt es in Mariazell alle zwei bis vier Jahre, mehr als 40 Zentimeter aber nur alle 50 Jahre.

Große Angst vor Wiederholung der Frostkatastrophe

Mit dem massiven Schneefall sollte es heute überall vorbei sein, der starke Wind bleibt uns aber erhalten, sagt Zamg-Meteorologe Hannes Rieder. Und darüber sind zunächst vor allem die Obst- und Weinbauern froh, die vor einer Wiederholung der Frostkatastrophe des Vorjahres zittern. „Der Wind lässt die kalte Luft heute noch zirkulieren, sodass sich keine Kaltluftseen bilden“, so Rieder.

Das Problem: In der Nacht auf Freitag könnte dieser Nordwind vielerorts nachlassen. „Dazu steht uns wohl eine wolkenlose Nacht bevor, die die Wärme ins All abstrahlen lässt“, so Rieder. Das wären also für die jungen Pflanzen und Früchte die denkbar ungünstigsten Bedingungen. Rieder: „Wo der Wind nachlässt, ist auch in den Obst- und Weinbaugebieten in der Nacht mit minus 3 Grad zu rechnen, in Mulden eher mit minus 5 Grad“ (in Alpentälern mit Schnee sind sogar rekordverdächtig niedrige minus 10 Grad möglich).

Frostberegnung gegen die Kälte

Wie berichtet versuchen Landwirte fieberhaft mit verschiedensten Mitteln, gegen den Frost anzukämpfen. Mittlerweile gibt es sogar Hilferufe nach Freiwilligen Helfern (z.B. am Weingut Schloss Gamlitz), um den Bauern beim „Einpacken“ der jungen Pflanzen zu helfen.