Der Schweizer Nino Schurter hat den Spieß umgedreht. Der Weltmeister holte sich am Schlusstag in Rio de Janeiro Mountainbike-Gold vor Jaroslav Kulhavy, der ihn vor vier Jahren in London auf den Silberrang verwiesen hatte. Während der Topfavorit über das ersehnte Gold jubelte, endete das nach nächtlichem Regen besonders schwierige Rennen für Alexander Gehbauer im Krankenhaus. Der 26-jährige Kärntner erlitt keine Frakturen oder Schädelverletzungen, sondern "nur" multiple Prellungen und Hautabschürfungen (linke Körperhälfte – betroffen sind Gesicht, Oberkörper, Hüfte und Unterschenkel). Gehbauer wird über Nacht zur Kontrolle im Spital bleiben und aller Voraussicht nach morgen früh das Spital verlassen können.

Der Drobollacher kam in der vorletzten Runde im Mittelfeld liegend in einer steilen und felsigen Abfahrt zu Sturz. Der Olympia-Neunte von London zog sich dabei ersten Informationen zufolge Verletzungen an einer Hand, einer Schulter und dem Brustkorb zu. Der 26-Jährige wurde zur Abklärung und Behandlung in ein Krankenhaus gebracht.

Schwerer Sturz schon in zweiter Runde

Gehbauer war beim letzten Einsatz eines Österreichers in Brasilien auf der teils sehr rutschigen Strecke auch schon in der zweiten Runde zu Fall gekommen. Der schmierige Kurs forderte auch noch einige andere Sturzopfer und etliche Defekte. Ein Leidtragender war Straßenweltmeister Peter Sagan (35. Endrang). Der Slowake hielt sich anfangs in der Spitzengruppe, fiel dann aber wie London-Bronzemedaillengewinner Marco Aurelio Fontana (ITA) mit einem Reifendefekt nach der ersten Runde zurück. Im weiteren Verlauf handelten sich im Spitzenfeld auch Victor Koretzky (FRA) einen platten Reifen - der nur in einer von zwei Tech-Zonen behoben werden darf - ein.

Ganz vorne zog indes das Duo Schurter und Kulhavy stetig davon. Ihr Dauerrivale Julien Absalon, der Olympiasieger von 2004 und 2008, spielte diesmal nur eine Nebenrolle und wurde Achter. In der vorletzten Runde attackierte Schurter in einem Anstieg und hängte Kulhavy wie auch schon bei dessen Heim-WM Anfang Juli in Nove Mesto entscheidend ab.

50 Sekunden Vorsprung

Im Ziel hatte der fünffache Weltmeister 50 Sekunden Vorsprung auf den Tschechen. "Ich bin wirklich überglücklich. Es ging perfekt für mich auf. Ich habe gemerkt, dass ich stärker war und habe es probiert", meinte Schurter, der nach Bronze 2008 und Silber 2012 endlich ganz oben stehen durfte. "Ich habe hart gearbeitet, um meine Medaillenkollektion zu komplettieren. Meine Geschichte ist jetzt perfekt", sagte der schon vor dem Rennen als Schweizer Fahnenträger bei der Schlussfeier ausgewählte Sieger. Der 30-Jährige kündigte an, noch bis 2020 in Tokio weitermachen zu wollen.

Dritter in Rio wurde Carlos Coloma (1:23 Min), der Spanier hielt den Franzosen Maxime Marotte knapp in Schach.