In einem Interview mit dem "Spiegel" hat Per Mertesacker über die Schattenseiten des Profi-Daseins berichtet und tief in seine Gefühlswelt blicken lassen. Er sprach die extreme körperliche und mentale Belastung an, dass es "null mehr um Spaß geht, sondern dass du abliefern musst, ohne Wenn und Aber". Er erzählte von ständig wiederkehrendem Brechreiz und Durchfall vor den Spielen. Und er gab zu, enttäuscht, aber vor allem auch erleichtert gewesen zu sein, als Deutschland in der WM 2006 im Halbfinale an Italien gescheitert ist.

Dieses ehrliche Gespräch hat für rege Diskussionen in TV-Sendungen und im sozialen Netz gesorgt. Viele loben den 33-Jährigen für seine ehrlichen Worte, andere kritisieren ihn und werfen die Frage in den Raum, weshalb er denn nicht den Fußballschuh an den Nagel gehängt hat. "Wenn er nicht mit dem Druck zurechtgekommen ist, hätte er halt aufhören sollen. Warum hat er dann nach der WM 2006 noch weitergespielt?", meinte etwa Reiner Calmund.

In das selbe Horn hat Lothar Matthäus geblasen, der meinte, dass man ja freiwillig im Nationalteam spielt. "Er hätte ja aufhören können, wenn der Druck so groß war." Das geplante, künftige Engagement Mertesackers in der Nachwuchsabteilung des FC Arsenal sah Matthäus ebenso kritisch: "Wie will er nach diesen Aussagen weiter im Profifußball tätig sein? Er hat doch die Idee, im Nachwuchs zu arbeiten. Wie will er einem jungen Spieler diese Professionalität vermitteln, wenn er sagt, dass da zu viel Druck ist. Das geht nicht."

Nichts aus dem Suizid von Robert Enke gelernt

Besagte Sky-Experten ernteten in den sozialen Medien weitgehend Kritik für ihre Aussagen. "Das Mertesacker-Interview so negativ zu bewerten, empfinde ich als unausgegoren und nicht angemessen. Ehrlich: völlig daneben", schrieb etwa ein Twitter-User. Andere kritisierten, man hätte aus dem tragischen Suizid von Robert Enke - der ehemalige deutsche Team-Torwart hatte sich im Jahr 2009 das Leben genommen - nichts gelernt: