Mit dem letzten ÖSV-Trupp fliegt Marcel Hirscher diesen Dienstag zur Nordamerika-Ski-Tournee 2015. Während die Abfahrer schon diesen Mittwoch in Kanada ihren ersten Trainingslauf haben, muss der Weltcup-Titelverteidiger nach der Levi-Absage aber noch eine Woche warten, bis es auch für ihn endlich weitergeht. Zudem wirkt bei Hirscher auch der Paris-Terror etwas nach.

"Angesichts der tragischen Ereignisse in Paris fällt es mir schwer, an Skifahren zu denken. Dennoch geht es für mich und meine Weltcupkollegen nun mit großen Schritten in Richtung USA und Beaver Creek. Darauf möchte ich mich konzentrieren - vielleicht auch ein wenig zur Ablenkung", schrieb Hirscher in seinem Red-Bull-Blog, bevor er nach Denver abhob.

Hirscher ist nach seinem dritten Platz Ende Oktober im Sölden-Riesentorlauf aber erst kommende Woche in Beaver Creek wieder im Einsatz. Fast sechs rennfreie Wochen werden es dann für Österreichs Sportler des Jahres gewesen sein.

Der Salzburger hat zuletzt auch Super-G-Einheiten absolviert. Denn im Kampf um den historischen fünften Weltcup-Gesamtsieg in Folge muss er gleich am Saisonbeginn den ausgefallenen Levi-Slalom kompensieren. Er tut es mit einem neuerlichen Start beim Super-G auf der berüchtigten "Raubvogelpiste" in Beaver Creek. Dort, wo er vor neun Monaten dank einer starken Abfahrt erstmals Kombi-Weltmeister geworden ist, will er es vor dem Riesentorlauf auch im Super-G wieder wissen.

Gerüstet für den Kunstschnee

"Nach der extra langen Pause bin ich mehr als bereit, die Saison mit Volldampf zu starten", fühlt sich Hirscher für das anstrengende Kunstschnee-Programm in der extremen Höhenlage Colorados aber gerüstet. Der 26-Jährige weiß: "Sobald wir in Colorado landen, heißt es: Gas geben. Besonders beim Abfahrtstraining."

Bevor es auch für ihn um Punkte geht, will der vierfache Weltcup-Gesamtsieger aber diesen Donnerstag auch Thanksgiving, das größte Familienfest in den USA, zelebrieren. Nicht zwingend mit Truthahn. Eher freut sich der Salzburger auf ein saftiges Steak und gemütliches Chillen am Kamin im Appartement. Laut Hirscher der "American Dream für Skifahrer".

Bei der diesjährigen Nordamerika-Tournee stehen an den kommenden zwei Wochenenden in Aspen, Lake Louise und Beaver Creek fünf Herren- sowie gleich sechs Damenrennen auf dem Programm. Mit insgesamt elf Rennen und neun geplanten Abfahrts-Trainings sind es die zwei intensivsten Weltcup-Wochen der Saison.

Drei Rennen für die Damen

Während die Damen nach Sölden ab Freitag mit gleich drei weiteren Technik-Rennen in Aspen (inklusive Levi-Ersatzslalom am Samstag) nachlegen, geht in Lake Louise mit Abfahrt und Super-G traditionell der Speed-Saisonstart für die Herren über die Bühne. Dass Wetter in Kanada soll gut sein, Österreichs Abfahrer auch.

Sie reisten diesen Montag von Denver via Calgary nach Lake Louise. Dort jagen Matthias Mayer, Hannes Reichelt und Co. bei der großen Airbag-Premiere im Skirennsport den ersten ÖSV-Abfahrtssieg seit Michael Walchhofer 2010. Danach haben Weltcup-Rückkehrer Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud (Doppelsieg im Vorjahr) sechs der acht Speed-Rennen im kanadischen Naturparadies gewonnen.

"Wir werden es ihnen nicht leicht machen", versprach Österreichs Herren-Abfahrtscoach Florian Winkler nach einem "sehr, sehr guten Training" in Copper Mountain den beiden Norwegern aber einen großen Kampf. Winklers Speed-Team ist fit, nur Olympiasieger Mayer musste wegen seiner Schuhrandprellung im Training etwas dosieren.

In Lake Louise wird eine Woche später US-Superstar Lindsey Vonn versuchen, ihren 15 Erfolgen am Louisensee weitere hinzu zu fügen. Nach Hundebiss und Kurzurlaub auf einer Trauminsel plant Vonn aber schon diese Woche beim Riesenslalom am Freitag in Aspen ihr Comeback nach dem sommerlichen Knöchelbruch.

Medialer Durchbruch in den USA

Österreichs Damen werden es bei den traditionellen "Erntedank-Rennen" in Aspen schwer haben, an das sensationelle Vorjahr anschließen zu können. Da gewann Eva-Maria Brem den Riesentorlauf und die mittlerweile zurückgetretene Nicole Hosp den Slalom.

Für den US-Skiverband sind die diesjährigen Rennen in Colorado eine kleine Nagelprobe. Dank landesweiter Live-TV-Übertragungen sowie Stars wie Vonn, Mikaela Shiffrin, Ted Ligety und Bode Miller hatte man sich von der WM im vergangenen Februar mehr oder weniger einen medialen Durchbruch des Skirennsports in den USA erhofft.

Ob dieser bereits gelungen ist, soll sich nun bei den kommenden Weltcuprennen zeigen. Fix ist nur: OK-Präsidentin Ceil Folz ist mittlerweile ebenso Geschichte wie Langzeit-Pressechef John Dakin. Dafür gibt der offiziell nicht zurückgetretene Miller nächste Woche in Beaver Creek sein Debüt als TV-Experte bei NBC.