Die Damen eröffnen 2015 die Nordamerika-Tournee im alpinen Ski-Weltcup. Weil in Aspen der ausgefallene Levi-Slalom eingeschoben wird, geht der Riesentorlauf diesmal schon am Freitag in Szene. Die Blicke sind dabei auf "Titelverteidigerin" Eva-Maria Brem gerichtet, aber natürlich auch auf die US-Lokalmatadorinnen Mikaela Shiffrin und Lindsey Vonn. Sie starten hier den Kampf um die große Kugel.

Shiffrin hat in Abwesenheit der langzeitverletzten Anna Fenninger beim Weltcup-Auftakt vor einem Monat in Sölden Platz drei belegt, Vonn verletzungsbedingt noch gepasst. Beide zählen am Freitag (18.00/21.00 Uhr MEZ) zu den Favoritinnen, beide haben ausgerechnet bei den Heimrennen in Aspen noch nie gewonnen. Während Vonn nach dem "Riesen" zum Speed-Auftakt nach Lake Louise abdampft, will Weltmeisterin Shiffrin bei den folgenden zwei Slaloms in Aspen wichtige Schritte bei ihrer ersten seriösen Kampagne im Gesamt-Weltcup tun.

Bescheidene Ziele

Österreichs Damen haben insgesamt bescheidener Ziele als die in Eagle-Vail und damit quasi um die Ecke wohnenden Shiffrin, die mit Heimvorteil und Glück alle drei Thanksgiving-Rennen dieses Jahres in Colorado gewinnen kann. Mit Stephanie Brunner (10 Weltcup-Rennen), Katharina Gallhuber (1), Ricarda Haaser (5), Cornelia Hütter (39), Nina Ortlieb (1), Katharina Truppe (5), Julia Grünwald (4), Lisa Maria Zeller (4) und der überhaupt erstmals im Weltcup startenden Katharina Huber sind am Wochenende in der stark verjüngten ÖSV-Damentruppe gleich neun Aspen-Debütantinnen im Einsatz.

Während man sich in den Slaloms auch von Carmen Thalmann, Bernadette Schild und Michaela Kirchgasser einiges erwartet, wird im Riesentorlauf wohl nur Brem seriös um einen Podestplatz mitkämpfen. "Ich habe zuletzt im Training noch ganz wichtige Schritte gemacht, von mir aus kann es los gehen", gab sich die 27-jährige Tirolerin kämpferisch. Brem hat nur gute Erinnerungen an Aspen, "hoffentlich kann ich noch mehrere solche Plätze hinzufügen."

Die blonde Technik-Spezialistin kommt auch 2015 fit und selbstbewusst nach Aspen, denn Platz acht in Sölden war schnell durch ihre schwere Verkühlung erklärt. "Seitdem hatte ich acht super Riesentorlauf-Tage, das gibt Sicherheit", geht Brem zuversichtlich in den Riesentorlauf, in dem mit der Sölden-Siegerin und Vorjahres-Dritten Federica Brignone und neben den US-Girls auch mit Lara Gut und Co. zu rechnen sein wird.

Brem kommt aber auch als reifere Rennfahrerin in die reichste Stadt der USA. "Ich weiß nun wie es ist, erstmals im Weltcup zu führen. Ich war erstmals bei einer WM und habe bis zum Schluss um die Kugel mitgekämpft. In Summe habe ich immer meine Leistung gebracht", blickt sie zufrieden auf ihr bisher bestes Jahr zurück, aber auch zuversichtlich nach vorne. "Skifahrerisch bin ich derzeit absolut top in Form. Es ist genau so, wie ich es mir wünsche."

Österreichs Damen-Rennsportleiter Jürgen Kriechbaum ist trotz der Zwangsverjüngung wegen der vielen Rücktritte sowie der Verletzung der zweifachen Weltcup-Gesamtsiegerin Fenninger nicht bang. "Es sind doch einige Arrivierte übrig geblieben, die einfach gut fahren sollen. Für die anderen hängen die Trauben natürlich deutlich höher, damit müssen wir aber leben", ist Kriechbaum bewusst.

Doch der gebürtige Oberösterreicher setzt große Stücke auf die junge Garde, auch wenn man die Erfolge in Relation zu dem sehen müsse, wo man herkomme. "Sicher. Wenn ein, zwei Spitzenläuferinnen einen schlechten Tag haben, stehen wir derzeit wahrscheinlich mit wenig Punkten da. Aber alle die hier starten, sind mit ausgesprochenen Talent ausgestattet. Jede kann man mit gutem Gewissen aufstellen, keine hat einen Druck."

Junge Hoffnung

Für Hoffnung sorgt vor allem Europacup-Gesamtsiegerin Haaser. Bis zu ihrem Sturz in Sölden war die Tirolerin mit viertbester Laufzeit unterwegs gewesen und der erstmalige Start in Aspen kommt der risikofreudigen Mauracherin gerade recht. "Neuland ist für mich immer eine besondere Herausforderung, Aspen ist so ein cooler Ort. Ich bekomme hier drei Chancen und die will ich bestmöglich nutzen", hat sich die 22-jährige vom Achensee vorgenommen.

Haaser startet nach dem Riesentorlauf auch in beiden Aspen-Slaloms. Dort steht für Kriechbaum die Siegerin bereits so gut wie fest. "Spannend wird nur, wie groß der Abstand zu Shiffrin ist", kann sich der ÖSV-Coach keine andere Slalom-Gewinnerin als die immer noch erst 20-jährige Olympiasiegerin von Sotschi 2014 vorstellen. "Sie ist einfach ein Ski-Wunderkind. Sie würde bei allen Dingen, die eine gute Skifahrerin ausmachen, hundert Punkte bekommen."

Shiffrin will gleich in Aspen mächtig vorlegen und sich dabei auch vom Wetter nicht beeinflussen lassen. Die Rennen auf der zweiten Weltcup-Station des Jahres könnten dadurch aber beeinflusst werden, denn am Wochenende ist in Aspen Neuschnee angesagt.

Für Kriechbaum ändert das an der Gesamtsituation nichts. "Ich erwarte im Weltcup eigentlich einen Zweikampf zwischen Vonn und Shiffrin", legte sich der Cheftrainer unbekümmert fest. Dazu kommen auch für ihn die "üblichen Verdächtigen" wie Lara Gut oder Tina Weirather. Kriechbaum: "Von uns dürfte leider noch keine dabei sein."