Vor drei Tagen gab Yusra Mardini in Berlin eine Pressekonfererenz. 24 Kamerateams hatten um Akkreditierung für den Coubertin-Saal des Landessportbundes gebeten, in acht Reihen von jeweils elf Stühlen waren von Al Jazeera über CNN und BBC bis zum russischen Fernsehen Plätze reserviert – und viele, viele waren besetzt, als die Journalisten mit den Worten „Welcome, friends of sport“ begrüßt wurden, berichtet die FAZ.

Ihre Geschichte fasziniert: Als sie von der Türkei nach Griechenland flüchtete, 20 Flüchtlinge im Schlauchboot, fiel der Außenbordmotor aus. Yusra, ihre Schwester und noch ein drittes Mädchen springen ins Wasser, schieben das Boot stundenlang durch die Ägäis, bis sie sicheres Ufer erreichen. "17 Leute, die nicht schwimmen konnten", erzählt Yusra bei der Pressekonferenz. "Wir mussten sie retten."

Über die Balkanroute kam Yusra Mardini über München nach Berlin. Ein Übersetzer stellte den Kontakt zu den Wasserfreunden Spandau 04 her, sie wurde in die Trainingsgruppe aufgenommen.

Jetzt will die Schwimmerin bei den Olympischen Spielen in Rio starten. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will geflüchteten Spitzensportlern die Möglichkeit geben, in Rio in einer eigenen Mannschaft anzutreten, als Refugee Olympic Athletes (ROA). Und Yusra Mardini könnte die Sportlerin sein, die dem ROA-Team, der Flüchtlingskrise und dem humanitären Anliegen des Weltsports ein Gesicht gibt.

Der stellvertretende IOC-Generaldirektor Pere Miro koordiniert das Flüchtlingsteam für Rio. Bislang stehen 43 Sportler auf einer Kandidatenliste, 23 davon hat das IOC in einem Flüchtlingscamp in Kenia gefunden. Tatsächlich bei Olympia starten werden wohl fünf bis zehn Athleten. Dafür müssen sie einen von den Vereinten Nationen verifizierten Flüchtlingsstatus besitzen, auch der persönliche Hintergrund soll bei der Auswahl eine Rolle spielen – und das sportliche Leistungsvermögen. „Das Ziel ist, dass alle Sportler die Olympia-Normen erfüllen“, sagt Miro.