Ist die Neue Mittelschule gescheitert?
ANDREAS SALCHER: Was früher eine sehr gute Hauptschule war mit einem exzellenten Direktor und engagierten Lehrern, ist durch die zusätzlichen Mittel eine leicht bessere Hauptschule geworden. Wo die Idealbedingungen nicht gegeben waren, hat sich nichts verbessert. Die soziale Diskriminierung oder die Bildungsnachteile wurden durch das neue Modell nicht ausgeglichen.
Warum der Flop?
SALCHER: Weil es ein von oben verordnetes Modell und das Gegenteil von Autonomie war. Wenn in einer Klasse viele bildungsferne Schüler sind, hat es keinen Sinn, wenn zwei Lehrer Mathematik unterrichten, wenn die Schüler Aufgaben nicht verstehen.
Team-Teaching war das große Schlagwort?
SALCHER: Die angekündigte Revolution hat nie stattgefunden. In der Mehrzahl der Fälle haben die Lehrer um die Kontrolle in der Klasse gerungen, in vielen Fällen ist der zweite Lehrer hinten gesessen und hat Hausaufgaben korrigiert.
Ist nur das Türschild ausgetauscht worden?
SALCHER: In der euphorischen Anfangsphase war sicherlich guter Wille und Euphorie vorhanden. Dann ist der Elan versandet, und man hat die Mittelschule nicht mit den Ressourcen.
Was tun? Zusperren? Das Projekt abblasen?
SALCHER: Ich kann die Schule nicht zusperren, die existieren ja. Man sollte jetzt nicht mit neuen Fünf-Jahresplänen daherkommen. Ziel muss sein, den Schulen mehr Luft zum Atmen, mehr Autonomie zu geben, auf Basis eines Leistungsvertrags mit klaren Vorgaben. Die Schule organisiert sich selbst, der Direktor entscheidet, ob er Lehrer, Psychologen, Sozialarbeiter einstellt. Das wäre ein Kulturwandel.