Der dänische Geheimdienst hat eingeräumt, von einer möglichen Radikalisierung des mutmaßlichen Attentäters von Kopenhagen gewusst zu haben. Während einer Haftstrafe des Verdächtigen hätten Strafvollzugsbehörden im September 2014 auf das "Risiko einer Radikalisierung" hingewiesen, teilte der Geheimdienst am Dienstag mit.

Der 22-jährige Däne palästinensischer Abstammung, geboren und aufgewachsen in Kopenhagen, war bis Ende Dezember im Gefängnis gesessen.

Die dänische Opposition will nun die Arbeit der Sicherheitsbehörden vor den Terroranschlägen vom Wochenende unter die Lupe nehmen. Die Regierung müsse untersuchen, ob die Polizei Hinweise auf eine Radikalisierung des mutmaßlichen Attentäters ernst genommen habe, forderten die linke Einheitsliste, die liberale Venstre und die rechtspopulistische Volkspartei am Dienstag.

Laut Medienberichten soll der Täter den Wunsch geäußert haben, sich der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien anzuschließen, als er wegen eines Messerangriffs in Untersuchungshaft saß. Der Sicherheitsdienst PET erklärte, er habe im September einen Hinweis darauf erhalten, dass sich der Mann radikalisieren könne. Es habe jedoch nichts konkret darauf hingedeutet, dass er eine Attacke plante.

Die Nerven liegen blank in Dänemark: Nach dem Fund eines verdächtigen Briefs hatte die Polizei in Kopenhagen kurzzeitig die Umgebung des Kulturzentrums abgeriegelt, das am Wochenende von einem mutmaßlich islamistischen Attentäter angegriffen worden war. Es sei jedoch kein Sprengstoff gefunden und die Absperrung nach kurzer Zeit wieder aufgehoben worden, teilte die Polizei am Dienstag über Twitter mit.

Am Montagabend hatten 30.000 Menschen in der dänischen Hauptstadt die Opfer des Anschlags gewürdigt und ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt.