Kurz nach Wahlschluss schätzten Experten die Beteiligung auf deutlich unter die 50 Prozent, die in der Slowakei für ein erfolgreiches Plebiszit vorgeschrieben sind. Der Abstimmung war ein emotionsgeladener Wahlkampf vorausgegangen, ein Großteil der heftigen Diskussionen verlief aber auf sozialen Netzwerken im Internet. Beobachter gehen daher davon aus, dass sich die Bewohner konservativer ländlicher Regionen an dieser Debatte nicht beteiligten und trotz massiver Mobilisierung vonseiten katholischer Kirchen auch weiterhin weniger politisch aktiv geblieben sind.

In der Zentrale der Referendums-Gegner, herrschte kurz nach Wahlschluss große Zuversicht. Sie hatten die Slowaken im vorangegangenen Wahlkampf zur Nicht-Beteiligung aufgerufen, um die Abstimmung dadurch zum Scheitern zu bringen. Die Initiatoren der Abstimmung, die kirchennahe Allianz für Familie (AZR), meinten in einer ersten Reaktion, das Referendum sei jetzt schon erfolgreich, da es eine Debatte über notwendigen Schutz traditioneller Werte im Land hervorgerufen hat.

Der slowakische Präsident Andrej Kiska, der das Referendum ausgeschrieben hatte, nachdem ihm die AZR 400.000 Unterschriften für das Plebiszit vorgelegt hatte, stimmte selbst erst am späten Abend ab. Er spüre "große Enttäuschung und Traurigkeit" darüber, was die Abstimmung der Slowakei brachte, sagte er im Wahllokal in Anspielung auf die Polarisierung der Gesellschaft, die das Referendum verursacht hatte.

In der Volksbefragung konnten die Slowaken über ein Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen und Kinderadoptionen durch homosexuelle Paare entscheiden. Zugleich konnten Eltern die Möglichkeit einräumen, die Teilnahme ihrer Kinder am Sexualkundeunterricht an Schulen abzulehnen. Eine eventuelle Erweiterung der Rechte Homosexueller ließ der Wortlaut der gestellten Fragen hingegen nicht zu.