Friedlich. Leise. Unscheinbar. Beinahe schon langweilig. Auf den ersten Blick präsentiert sich Stockholm unaufregend. Weit entfernt von einer pulsierenden Metropole. Doch ein zweiter Blick offenbart sein wahres Wesen: eine kleine (immerhin hat Stockholm nicht einmal eine Million Einwohner), aber sehr feine Stadt, die ihren ganz eigenen Charme versprüht. Und dabei vor allem mit einer großen Liebe zu den kleinen Details punktet, die man erst mit der Zeit und bei genauerem Hinschauen entdeckt.

Bezaubernde Einfachheit

Protzen ist Stockholm fremd. Das beginnt schon beim Kungliga slottet, dem Königsschloss inmitten der Stadt und auf einer der 14 Inseln (Stadsholmen) gelegen. Kein Vergleich etwa mit einem Prunkbau, wie er in Versailles steht. Bei einem Spaziergang durch die Altstadt, die Gamla stan, merkt man aber, wie sehr das Einfache verzaubern kann. Kopfsteinpflaster, schmale Seitengassen und alte Gebäude geben dem Ganzen ein fast mittelalterliches Flair. Die Zeit und vor allem die Moderne scheinen auf diesem Flecken Erde noch nicht Einzug gehalten zu haben.

Doch auch ein Blick abseits der Straßen lohnt sich - die Hinterhöfe entpuppen sich zum Teil als kleine Paradiese. Blumen, Brunnen, Bänke laden zum Verweilen ein, wenn man sie denn einmal gefunden hat. Eine Bootsfahrt durch das "Venedig des Nordens", wie Stockholm ob seiner vielen Inseln und 53 Brücken auch genannt wird, offenbart weitere Teile der Stadt, die sich perfekt in ihrer Bescheidenheit inszeniert.

Manch einer könnte das Stockholm als Makel ankreiden, denn wirklichen Höhepunkt findet man keinen. Auch der Blick über die Skyline der schwedischen Metropole bestätigt den Eindruck. Wobei es sich lohnt, vom Globen, einer Veranstaltungshalle, die Stadt aus 130 Meter Höhe zu betrachten.

Geselligkeit und Ruhe

Die Bevölkerung ist im völligen Einklang mit dem Stil ihrer Stadt. Lärm, sei es in der U-Bahn oder auf der Drottninggatan, der Fußgängerzone und Einkaufsstraße, ist eine Seltenheit. Autos - abgesehen von Taxis und öffentlichen Verkehrsmitteln - sieht man im Zentrum kaum. Vielmehr erlebt man, wie friedlich eine Stadt sein kann. Wie weit entfernt die Hektik. Selbst in den Geschäften oder Bars und Restaurants herrschen Ruhe und Gelassenheit. Obwohl Geselligkeit in Schweden ganz großgeschrieben wird. Genauso wie Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, denen man allerorten ins Gesicht blickt.

Eines sollte man dennoch bedenken: Wenn man nicht Schwedisch spricht, sollte man vor Reiseantritt die Englischkenntnisse noch einmal auffrischen. Sonst können nämlich bereits das Kaufen eines Tram-Tickets oder das Lesen der Speisekarte zu einem kleinen Abenteuer werden. Aber das schadet bei all der Ruhe gar nicht.