Welcher Wein hat für Sie das Zeug zum Sommerwein?

MATTHIAS SCHNABL: Der Jahrgang 2014 spielt schon sehr gut mit, weil er frisch und finessenreich ist. Zum heurigen Sommer - den heißen Tagen und lauen Nächten - passt er perfekt.

HARTMUT AUBELL: Was dazukommt, ist der geringe Alkoholgehalt nach mehreren fetteren Jahren. Es ist ganz gut, dass man da ein bisserl runterkommt.

Ein hochwertiger Lagenwein als Sommerspritzer - schüttelt es Sie bei der Vorstellung oder ist das o. k.?

SCHNABL: Das ist o. k., man braucht aber einen fruchtigen Wein. Andere machen keinen Spaß - wenn sie etwa extrem in Holz ausgebaut wurden.

Was gehört also zu einem Sommerspritzer?

TAMARA KÖGL: Wenn man einen guten Spritzer haben will, braucht man einen guten Wein.

SCHNABL: Und das entsprechende Glas - das passende Volumen, ein geschliffener Rand, ein Stielglas - und ein neutrales Mineralwasser. Was für mich gar nicht geht: Zitronenscheiben oder Aperol.

Während andernorts fröhlich Spritzer getrunken werden, sind Sie im Weingarten bei der Arbeit. Wie geht es Ihnen an den heißen Tagen?

AUBELL: Ab 30 Grad ist das Fahrwerk nicht mehr so leicht zu lenken, die Leistung stimmt nicht mehr. Deshalb beginnen wir meist um sechs Uhr. Momentan zittern wir vor Unwettern.

Sie haben die Weingüter von Ihren Eltern übernommen - was ist heute anders?

SCHNABL: Man bekommt das Wissen der Eltern mit, eine gute Basis, und entwickelt sich selbst durch Ausbildung und den Austausch mit Kollegen weiter.

AUBELL: Wenn unsere Großväter gesehen hätten, was wir wegschneiden, wären sie nicht sehr zufrieden mit uns gewesen. Damals war die Menge das Thema, heute ist die Qualität Nummer eins.

Jede Generation fragt sich ... ?

KÖGL: Wo stehen wir, wo wollen wir hin? Passt, was wir machen, kann es besser sein? Man will sich weiterentwickeln, Grenzen ausloten. Mit jedem Generationswechsel herrscht Aufbruchsstimmung - ein bisserl mehr als sonst.

SCHNABL: Eine gewisse Entwicklung am Markt, Trends und Veränderung gibt es immer. Aber es ist wichtig, dass man seine Eigenständigkeit findet. Wir kennen uns untereinander sehr gut, verfolgen die Entwicklung der anderen. Die Weine, die hier am Tisch stehen (Anm.: Weinpaket rechts), spiegeln auch die einzelnen Charaktere gut wider.

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, biologisch bzw. biodynamisch zu produzieren?

AUBELL: Durch Technik uniforme Weine zu produzieren, die beim Nachbarn gleich schmecken, ist keine Motivation mehr. Die Eigenständigkeit in den eigenen Weinen auszudrücken, ist viel lässiger.

Bei der biodynamischen Produktion spielen Hornspäne und Mondphasen eine Rolle ...

AUBELL: Das klingt ein bisserl esoterisch, ich weiß. Aber der Boden ist unser Leben, wir müssen ihn so gesund wie möglich erhalten. Es ist eine Lebenseinstellung. Manche Dinge müssen eben wachsen.

Vor ein paar Jahren hat noch kaum jemand an biologische Produktion gedacht.

KÖGL: Vor zehn Jahren habe ich auch noch die Schulmeinung nachgeplappert: "In der Steiermark haben wir 1400 Millimeter Niederschlag im Jahr - Bio geht nie im Leben." Es ist nicht einfach. Man muss doppelt so stark dahinter sein. Wenn man es allerdings ausprobiert, sieht man, dass es funktioniert. Irgendwie sind wir dann doch so verrückt.

Mehr Arbeit, mehr Kosten, ein höheres wirtschaftliches Risiko - warum tun Sie sich das an?

SCHNABL: Wir sind alle drei der Meinung, dass es der richtige Schritt ist. Ich habe am 31. Dezember 2014 den Antrag auf Zertifizierung unterschrieben.

Silvestervorsätze können sich schnell in Luft auflösen - werden Sie es durchhalten?

KÖGL: Wenn man sich dafür entscheidet, hat man sich das reiflich überlegt. Und wenn man sich für Lebensmittel interessiert, also dafür, was man essen und trinken möchte, will man auch so produzieren.

Leben Sie selbst bio?

AUBELL: Es muss nicht zwanghaft Bio sein, wenn die Qualität nicht passt. An erster Stelle steht die Regionalität. Wir haben ein strenges Weingesetz - gewisse Begriffe, die in der Lebensmittelindustrie Verwendung finden, etwa "leicht", dürfen wir gar nicht verwenden. Was auf dem Weinetikett drauf ist, ist auch drinnen.