Wir schreiben das Jahr 1991. Die Sensation ist perfekt. Bei einer Blindverkostung internationaler Sauvignons des Genussmagazins „Feinschmecker“ sticht ein Steirer die Top-Weine aus Frankreich und Neuseeland aus. Manfred Tement belegt mit dem Sauvignon Klassik und der Lage Zieregg den ersten und vierten Platz. Mit einem Schlag ist die Steiermark nicht mehr länger ein blinder Fleck auf der  Landkarte internationaler Sauvignon-Liebhaber, sondern das Maß aller Dinge.

2013 – mehr als drei Jahrzehnte später. Zum ersten und bislang einzigen Mal bewertet der renommierte Schweizer Weinkritiker René Gabriel einen sortenreinen Sauvignon blanc mit der Höchstnote 20. Wieder ist es ein Zieregg (2011) von Manfred Tement. Inzwischen hat der   Ausnahmewinzer Verstärkung von der jungen Generation bekommen.

Eine Familie, drei Winzer, 1000 Ideen: Armin, Manfred und Stefan Tement (von links)
Eine Familie, drei Winzer, 1000 Ideen: Armin, Manfred und Stefan Tement (von links) © (c) KANIZAJ MARIJA-M. | 2015

Doch es war ein steiniger Weg zum Weltruhm. Vor rund 40 Jahren dominierten die Qualitätsweinsorten Riesling und Traminer. Sauvignon gab es wenig, er verkaufte sich nicht, schmeckte zu grasig. Das stand für unreif und sorgte für leere Kassen. Um das Image aufzupolieren, verpasste man ihm den Namen Muskat-Sylvaner. Irreführend, denn mit dem Geschmack von Muskatweinen hat er nichts am Hut.

Und dann kam Manfred Tement („Ich habe mich von Anfang an in die Rebsorte verliebt.“). Er legte das ganze Gewicht auf den Sauvignon, pflanzte auf jeder geeigneten Lage Sauvignon aus. Das erwies sich als schwierig. Die Reben wucherten anders als andere Sorten üppig wie Büsche, das verhinderte die Traubenbildung. Tement übte sich in Geduld, schnitt die Reben beharrlich zurück und kaufte jede Sauvignontraube der Umgebung auf. 1981 gab er seinen Weinen den Ursprungsnamen zurück, dachte schon damals über internationale Vermarktung nach und erkannte, dass „die Rebsorte nicht alleine, sondern nur in Verbindung mit der Region entscheidend ist“. Gewagt und gewonnen. Mittlerweile ist der Sauvignon die stärkste Rebsorte in der Südsteiermark. 

Neue Impulse

Stillstand hat es am Weingut Tement nie gegeben, doch welchen Impuls setzt man noch bei so einem vielschichtigen
langlebigen Wein? „Es ist wie bei einem Koch“, erklärt der Ausnahmewinzer. „Man kann nicht alles neu erfinden, aber
man kann das Grundprodukt, bei uns die Traube, immer weiter verbessern, wenn man auf nachhaltige Handarbeit setzt.“ Und: „Nicht zu tun, was der Markt verlangt, sondern, wovon man selbst überzeugt ist.“ Wie vor zehn Jahren, als der Sauvignon einen weiteren  Entwicklungsschritt nahm.

Armin Tement, der in dieser Zeit in den elterlichen Betrieb einstieg, fand den Vater unzufrieden. Trotz des Erfolgs war er „mit dem Wein noch nicht am Ziel“. Die Herkunft soll künftig eine weit größere Rolle spielen, noch besser herausgearbeitet werden, den Wein tiefgründiger, mineralischer machen. „Das Ziel ist immer, einen Stil vorzugeben, nicht ihm nachzueifern. Wir wollen noch eigenständiger werden, unverwechselbar“, sagt Stefan Tement, seit fünf Jahren mit an Bord, zum  Richtungswechsel. Heute steht das Gebiet, nicht die Sorte im Vordergrund. „Die Steiermark kommt wieder richtig auf Zug“, betont Manfred Tement. „Die Steirer sind am Puls der Zeit und geben im österreichischen Weinbau die Richtung vor.“