Seit er sich mit seinen Rollen als türkischer Türsteher Hakan oder Inder Ranjid in "Was guckst du?" bei Sat.1 in die Herzen der Comedy-Fans alberte, sind zwar 15 Jahre vergangen, der Erfolg bliebt Kaya Yanar jedoch treu. Auf Sat,1 folgten Einsätze im ZDF und bei RTL, mehrere Solo-Programme und acht Auszeichnungen, darunter der Deutsche Comedypreis 2013 und 2014. Seit Freitag tourt der 42-jährige Frankfurter mit seinem neuen Programm "Planet Deutschland" durch Österreich und gastiert am Sonntag in der Grazer Stadthalle.

Herr Yanar, wie geht es Ihnen auf dem "Planeten Deutschland", und wie geht es dem "Planeten Deutschland" an sich?
KAYA YANAR: Mir persönlich geht es da ganz gut, der "Planet" selber hat immer Phasen, während denen es ihm nicht so gut geht. Momentan ist in ganz Europa ein Rechtsruck zu beobachten, und deshalb muss der "Planet Deutschland" zumindest komödiantisch einmal in Behandlung.

Wurden Sie in Ihren Programmen zuletzt politischer?
YANAR: Als Privatmensch war ich schon immer politisch und sensibilisiert. Beruflich habe ich aber bald gemerkt, dass ich Menschen mit dem politischen Tagesgeschehen nicht so zum Lachen bringe, weil meine Talente in der Verkörperung verschiedener ethnischer Figuren lagen. Wie etwa Hakan oder Ranjid. Aber in dem Moment, in dem ich die Bühne betrete, bin ich automatisch ein Politikum. Gerade jetzt, wo viele aus Frust oder Protest die AfD wählen, muss ich dazu auch etwas sagen. Zudem gibt es keinen Bericht über mich, ohne dass mein Migrationshintergrund erwähnt wird.

Nervt Sie das denn? Sie sind in Hessen, in Frankfurt am Main aufgewachsen, Ihre Eltern sind türkisch-arabischer Herkunft.
YANAR: 2007 oder 2008 habe ich einmal gesagt, ich bin erst voll integriert, wenn meine Herkunft kein Thema ist. Da ist zwar einiges an Wahrheit drin, aber ich habe mich in den letzten Jahren damit abgefunden, dass es nun einmal so ist – mein Schicksal, wenn man so möchte. Allerdings liegen darin auch immer wieder Chancen. So darf ich etwa zu politischen Themen in Sachen Integration und Fremdenfeindlichkeit etwas sagen. Tragischer wäre es, wenn ich dazu eine Meinung hätte, aber keinen interessiert sie.

Welche Themen streifen Sie denn in "Planet Deutschland"?
YANAR: Vor einigen Jahren hat es mich zu meiner Freundin in die Schweiz gezogen. Ich mag die Schweiz, aber ich komme von meiner Heimat nicht los. So versuche ich im Programm, meiner Freundin Deutschland schmackhaft zu machen – mit der Kultur, der Kulinarik, dem Fehlen von Tempolimits auf Autobahnen.

Kaya Yanar auf der Bühne
Kaya Yanar auf der Bühne © Udo Leitner

Sind Kabarettisten heute wichtiger denn je, oder ist es derzeit sogar schwierig wie nie, um bloß niemanden zu beleidigen oder in ein Fettnäpfchen zu treten?
YANAR: Schwieriger nicht, denn in der Geschichte gab es stets Bekloppte und Durchgedrehte und immer wieder Zeiten, in denen man sich gefragt hat, ob die Menschheit denn noch zu retten ist. Im Gegenteil: In Deutschland gibt es Comedians, die sind nur klamaukig und arbeiten mit irrelevanten Themen. Mir kommt vor – und das halte ich für eine gute Entwicklung –, dass man von diesem Gaga-Humor langsam wegkommt. Ich sehe, dass Comedians relevanter werden möchten beziehungsweise müssen.

Wo sehen Sie die Grenzen des Kabaretts?
YANAR: Das muss jeder für sich definieren. Meine Grenzen sind: Krankheiten, Tragödien, Tod und das Minenfeld Religion. In jeder Glaubensrichtung gibt es Leute, die das sehr ernst nehmen und ihre Sache bis zum St. Nimmerleinstag verteidigen würden. Und da sag ich mir: Tu dir den Stress nicht an! Ich möchte das Publikum in erster Linie unterhalten.