Freie Zeiteinteilung, kein Stau auf dem Weg zur Arbeit, wenig bis gar keine Überwachung durch den Chef. Klingt richtig gut. Homeoffice als schöne neue Arbeitswelt. Theoretisch jedenfalls. Praktisch befindet sich dieser Arbeitsplatz im trauten Heim. Und das ist vor allem fürs Wohnen gedacht. Nicht umsonst gibt es präzise gesetzliche Regelungen für Büro­arbeitsplätze, an die sich Unternehmen genau zu halten haben und auch regel­mäßig kontrolliert werden.

Mehr Selbstverantwortung

Im Homeoffice ist jeder selbst dafür verantwortlich, dass der eigene Heimarbeitsplatz nicht krank macht. Das fängt schon bei dessen Einrichtung und Positionierung an: Die Blickrichtung zum Bildschirm sollte immer parallel zum Fenster gehen und der obere Bildschirmrand nicht über Augenhöhe liegen. Die ideale Sitzposition ist, dass Knie und Ellbogen einen 90-Grad-Winkel bilden. Ein höhenverstellbarer Bürostuhl mit Lendenstütze sollte selbstverständlich sein.
Besonders wichtig: Bewegung. „Permanentes Sitzen hält auch der beste Rücken auf Dauer nicht aus“, weiß Arbeitsmediziner Kurt Leodolter. „Immer wieder aufstehen, wenn möglich Telefonate im Stehen oder Gehen führen und regelmäßig etwa alle 50 Minuten zehn Minuten Pause mit Lockerungsübungen machen.“ Auf keinen Fall darf der Schreibtisch in einem dunklen Eck stehen. Tageslicht ist besser als jede Art von Kunstlicht.

Sozialkontakte pflegen

Fenster sind aber auch aus einem anderen Grund wichtig. „Fenster machen Freiräume im Kopf“, erklärt Arbeitspsychologe Paul Jimènez. „Das ist gerade bei kreativen Tätigkeiten extrem wichtig.“ Er warnt gerade bei der Arbeit im Homeoffice vor der „interessierten Selbstgefährdung“, also dem Verlust der Selbstkontrolle über die Arbeitszeit und -kraft, wenn man total in seine Arbeit vertieft ist. Zuhause gibt es eben keine Stechuhr, die einen da herausholt.
Eine weitere Gefahr ist das Vergessenwerden, sprich, keine sozialen Kontakte zu Kollegen und wenig Zugang zu inoffiziellen Informationen. Da gerät man schnell ins Abseits. Deshalb ist die Teilnahme an Meetings für Homeoffice-Worker extrem wichtig.
Nur ein „Kollege“ ist im Homeoffice gerne anzutreffen: der innere Schweinehund. Wie man ihn besiegt? Fixe Arbeitszeiten, raus aus dem Jogginganzug – hinein in ­Arbeitskleidung, To-do-Listen und das Abstellen von Ablenkungsquellen – vom Fernseher bis zu privaten Telefongesprächen – können dabei helfen.