Für die drei Todesopfer der Schießerei im Mailänder Justizpalast am vergangenen Donnerstag ist ein Staatsbegräbnis geplant. Dies teilte die italienische Regierung am Samstag mit. Wann das Begräbnis stattfinden sollte, wurde nicht bekannt gegeben. Ein insolventer Unternehmer hatte am Donnerstag in einem Gericht in Mailand drei Menschen erschossen.

Die Opfer der Schießerei waren ein Insolvenzrichter, ein Anwalt und ein Mitangeklagter im Prozess, in dem der 57-Jährige wegen betrügerischen Bankrotts auf der Anklagebank saß. Der Unternehmer war am Donnerstag mit einem falschen Ausweis durch den Personaleingang in den Mailänder Justizpalast gelangt, wo seine Verhandlung stattfinden sollte. Nach dem Attentat flüchtete er auf einem Motorroller, konnte von der Polizei aber rund 25 Kilometer außerhalb Mailands festgenommen werden. Gegenüber der Polizei erklärte er, er habe sich an "denen, die mich ruiniert haben", rächen wollen.

Psychiatrisches Gutachten

Der Täter erlitt einen Schwächeanfall während er am Samstag im Gefängnis der lombardischen Stadt Monza befragt wurde. Ein Untersuchungsrichter ordnete ein psychiatrisches Gutachten für ihn an. Bei einer ersten Vernehmung hatte der Unternehmer bestätigt, dass er nach den Morden im Gericht zwei weitere Ex-Geschäftspartner töten und sich dann selbst das Leben nehmen wollte. "Hättet ihr mich nicht festgenommen, hätte ich weitergemordet", erklärte er den Carabinieri nach der Festnahme. Er machte die Staatsanwälte für all seine Probleme verantwortlich. "Das Gericht hat mich ruiniert, dort haben all meine Schwierigkeiten begonnen", sagte der Täter. Er bestätigte den Ermittlern, dass er aus Rache gehandelt habe.

Unterdessen hat sich der Zustand eines im Prozess gegen den Täter mitangeklagten Mannes, der sich mit schweren Verletzungen auf der Intensivstation befindet, verbessert. Ein ebenfalls verletzter Steuerberater wurde am Samstag aus dem Spital entlassen.

"Staatsanwälte und Richter dürfen bei ihrer Arbeit für die Justiz im Land nicht allein gelassen werden. Sie brauchen konkrete Unterstützung", forderte der Vizepräsident des Obersten Richterrats (CSM), Giovanni Legnini, in Mailand bei einer Gedenkzeremonie zu Ehren der drei Opfer der Schießerei. An der Zeremonie beteiligten sich Hunderte Kollegen und Freunde der Todesopfer. Eine Obduktion der Leichen ist am Montag geplant.

Die Schießerei nährt Sorgen über die Sicherheitsvorkehrungen im Hinblick auf die am 1. Mai in Mailand beginnende Weltausstellung Expo, zu der 20 Millionen Besucher erwartet werden. Nach den Schüssen im Justizpalast sollen die Maßnahmen für die Expo verstärkt werden. Über 2.000 Polizisten sollen für die Sicherheit des Events sorgen.

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