Der Tweet eines gewissen Christian Mutter trifft es recht gut: "Blickkontakt! Die Menschen in der S-Bahn wissen gar nicht, wohin mit ihren sozialen Interaktionen. Die Lage ist angespannt." Was war passiert? Das weltumspannende soziale Netzwerk Facebook, die Foto-Plattform Instagram sowie die Wisch-und-Weg-Dating-Applikation Tinder waren für 50 Minuten nicht erreichbar. Klappe zu, Affe tot, aus die Maus. Dafür verantwortlich waren dem Vernehmen nach Hacker der Gruppe "Lizard Squad", die ihre Finger annno 2014 bereits in kurzerhand lahmgelegten Sony Playstations und Microsoft xBoxen hatten.

Unmut und Unruhe groß

Da regte sich sehr schnell ein ordentliches Maß an Unmut im Netz: Unter dem Hashtag #facebookdown wurde auf Twitter eifrigst debattiert: "Facebook nach Ausfall wieder erreichbar. Was war da los?", polterte die Bild-Zeitung. "Netzwelt", ein Service des Norddeutschen Rundfunks, eilte gleich als Kriseninterventionsteam daher: "Neue Internet-Seiten und Smartphone-Apps, PC-Sicherheit und politische Fragen der digitalen Welt: Neuigkeiten und Service rund um Internet, Handy und Computer." Panik spielt sich anno 2015 im Virtuellen ab, dafür aber ordentlich. "Sorry, something went wrong. We're working on it and we'll get it fixed as soon as we can", war dort zu lesen, wo sonst die Facebook-Startseite begrüßt. Darunter der Hinweis "Go back": Zurückgehen also! Doch wohin nur? Schnell war auf Twitter #pray4facebook eingerichtet: "Lebenshilfe" anno 2015.

Mit Humor genommen

Andere Einträge näherten sich der kurzzeitig blockierten Empfängnisbereitschaft im Netz auf ironische Weise. User Kurt Zimmer stellte sich die Frage, mit der sich wohl einige in Büros konfrontiert sahen: "Was soll ich jetzt bitteschön tun bei der Arbeit? Ich meine - tatsächlich arbeiten?" Positiv überrascht war User Daniel Wimmer: "Mit dem Rad zur Arbeit: Fußgänger haben mich beachtet, weil der Blick auf die Straße und nicht auf das Handy gerichtet war." Ein gewisser Nishith Kumar mahnt zur Stille: "Zwei Schweigeminuten für diejenige, die gerade dabei war, ihre 150 Hochzeitsfotos zu posten, als #facebookdown passierte." Die soziale Komponente, wenn das soziale Netzwerk einmal geflickt werden muss, wird besonders hervorgehoben: "Mir kam bereits der erste
Mensch entgegen, der mit sich selber sprach", fiel dem User Words Like Swords auf.

Der "Social Meltdown", wie die Störung genannt wurde ("Meltdown" bedeutet "Zusammenbruch" oder "Nervenzusammenbruch"), dürfte mehr Unruhe (in Abstufungen von leichtem Unwohlsein bis mittelgradiger Panik auf der zehnteiligen Netzwerk-Skala) ausgelöst haben als dies ein großflächiger, vielleicht stundenlanger Stromausfall bewirken könnte. Solange das Smartphone oder das Tablet Saft hat, tut es wohl auch Kerzenlicht - und die aufgetauten Fischstäbchen im Tiefkühlfach sind nichts im Vergleich zu den neuesten "Mein-Kätzchen-beim-Verdauen"-Bildern, die der Welt vorenhalten bleiben.

Für 50 Minuten zumindest.