Herr Riegler, ein Trainer denkt von Spiel zu Spiel. wie weiträumig im zeitlichen Sinn denkt ein Klubpräsident und wie nützt er so ein Trainingslager in einer klimatisch günstigeren Zone?

DIETMAR RIEGLER: Wir nützen den Aufenthalt hier, um die ganze Saison vorzuplanen, was punkto Akademie und sonstige Infrastruktur so zu erledigen ist. Das wird alles hier beschlossen. Es geht darum, nach den ersten zwei Bundesliga-Jahren wirtschaftlich und sportlich so aufgestellt zu sein, das wir gut drüberkommen.

Wie sieht es wirtschaftlich aus?

RIEGLER: Nun wir müssen mit dem Budget von sechs Millionen, dem zweitniedrigsten in der Bundesliga, auskommen, können aber gut unmgehen damit. Wir sind da auch zufrieden, und mehr wird sich der WAC nicht leisten können, wollen wir eigentlich auch nicht. In nächster Zeit sollte aber schon auch der eine oder andere aus der Akademie den Sprung in den Profikader schaffen. Das gehört auch zu den nächsten Aufgaben.

Wie ist die Aussage, "mehr wollen wir nicht", zu deuten? Der WAC wird sich ja wohl auch Ziele setzen?

RIEGLER: Sicher ist ein Ziel, einmal einen internationalen Startplatz zu erringen. Priorität hat aber das Bestreben, weiterhin zu den besten Vereinen in Österreich zu zählen. Wir haben heuer einen Superstart gehabt, sind dann ein bisschen zurückgefallen. In Summe müssen wir aber zufrieden sein. Ein zweiter Platz war ja nach dem Herbst nicht zu erwarten.

Wo wird der WAC am Ende stehen?

RIEGLER: Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich vor der Saison im Gespräch mit Heribert Weber gesagt haben, von zwei bis zehn ist alles möglich. Da hat er ein bisschen geschmunzelt. Nun, jetzt sind wir zur Halbzeit Zweite. Da sieht man, dass wirklich einiges drin ist. Wunsch wäre es, unter den ersten vier zu landen.

Aber der zweite Platz wäre sogar mit der Champions-League-Qualifikation verknüpft?

RIEGLER: Das ist etwas, was ich vorher nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Das war früher so weit weg. Aber ich habe die Mannschaft darauf aufmerksam gemacht, welche Chance sie sich entgehen lassen, wenn sie nicht wieder Gas geben, mit dem Polster, den sie herausgespielt haben. Das muss ihnen ja bewusst sein. Und wenn die Mannschaft das rüber bringt, ist der zweite Platz möglich.

Wer ist der schärfste Konkurrent?

RIEGLER: Ich glaube, dass Rapid schon noch kommen wird.

Wie sieht es in der Trainerfrage aus? Gibt es einen Plan mit Dietmar Kühbauer?

RIEGLER: Ich werde mit ihm demnächst ein Vieraugengespräch führen. Es geht gar nicht so sehr um die Person Kühbauer. Ihm geht es um den WAC. Er will dem Verein bei der Weiterentwicklung helfen. Wenn wir da ein gutes Einvernehmen finden, dann wird er sicher gewillt sein, weiterzumachen. Wenn wir alles einfach so weiter laufen lassen, wird Kühbauer nicht mitziehen.

Was haben Sie ihm da anzubieten?

RIEGLER: Es geht vor allem um die Infrastruktur, dass wir schauen, dass die Plätze top sind, dass die Spieler eine noch professionellere Betreuung erhalten. Da müssen wir den aktuellen Standard heben.

Wie sehen die Vorhaben konkret aus?

RIEGLER: Nun, das hat jetzt weniger mit den Spielern zu tun, sondern das sind zunächst einmal Auflagen der Bundesliga, die wir zu erfüllen haben. So ist die Flutlichtanlage zu erneuern, da müssen wir von 800 auf 1000 Lux erhöhen, das ist eine Investition von 200.000 Euro. Die Rasenheizung ist einzubauen, wo wir mit allen Nebengeräuschen auf 800.000 Euro kommen, macht in Summe eine Million.

Wie sieht die Finanzierung aus?

RIEGLER: Also, da erwarte ich mir schon die Unterstützung von Land und Stadt.

Was ist bei den Trainingsplätzen geplant, denn die aktuellen sind in einem eher maroden Zustand. Das hat ja auch der Trainer wiederholt deponiert.

RIEGLER: Ja, er will wissen, wie es da weitergeht. Da müssen in nächster Zeit Verbesserungen kommen. Ich denke daran, in St. Andrä einen zusätzlichen Platz zu errichten, der ausschließlich der Kampfmannschaft zur Verfügung steht. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Plätze überlastet sind, weil wir ja auch 20 Nachwuchsmannschaften haben.

Bis wann sollte Dietmar Kühbauer Ihrer Meinung nach verlängern? Denn dauert die Wartezeit auf die Entscheidung zu lange, sind ja auch Alternativen zu überlegen?

RIEGLER: Ach, es gibt genug Trainer, da habe ich keine Angst. Natürlich ist es mein Wunsch, dass Kühbauer bleibt. Es geht aber natürlich darum, dass ein Trainer zum Verein passt. Das zeichnet uns ja aus, es hat sich ein Bjelica wohl gefühlt, ein Kühbauer. Das Familiäre und Persönliche kommt gut an.

In Kärnten ist der WAC derzeit die unumstirittene Nummer eins. Haben Sie Angst vor Austria Klagenfurt?

RIEGLER: Nein, üpberhaupt nicht. Man kann ihnen nur gratulieren, wenn sie den Aufstieg schaffen. Wir haben es selbst erlebt, wie schwer es ist, hinaufzukommen, da braucht man einen langen Atem. Und wenn die Austria hinaufkommt, kann das dem Kärntner Fußball nur gut tun.

Sehen Sie a la longue die Möglichkeit eines Kärntner Bundesliga-Derbys?

RIEGLER: Unmöglich ist nichts. Es wäre eine ungluabliche Sache. Kärnten hat lange keine Rolle gespielt im Profifußball, und wenn es dann zwei Vereine gibt, wäre das schon sensationell.

INTERVIEW: HUBERT GIGLER