FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat am Montag bei der Wahlabteilung des Innenministeriums die blaue Bundesliste für die Nationalratswahl eingereicht. Ziel sei es, beim Urnengang am 15. Oktober Vertrauen dazuzugewinnen, sagte der Parteichef vor der Übergabe der Liste.

Strache hielt im Besprechungsraum der Wahlabteilung eine spontane Pressekonferenz vor den zahlreichen anwesenden Journalisten ab. Der Wahlkampf beginne ja erst jetzt, daher sehe er auch die Umfragen, die der ÖVP einen deutlichen Vorsprung vor SPÖ und FPÖ prognostizieren, gelassen, gab Strache zu verstehen. "Heute werden die Karten neu gemischt", sagte er. Umfragen sei er stets skeptisch gegenübergestanden, verwies der Parteiobmann etwa auf Medienberichte, die Norbert Hofer bei der Bundespräsidentschaftswahl bei nur acht Prozent gesehen hätten.

Es werde vor allem darum gehen, die geschätzten 22 Prozent der derzeit noch unentschlossenen Wähler zu erreichen, sagte Strache. Der blaue Bundeswahlvorschlag setze dabei auf erfahrene Persönlichkeiten, verwies der Parteichef auf die bereits vor knapp zwei Wochen vorgestellte Liste. Neben ihm als Spitzenkandidat kandidiert Hofer auf Platz zwei der Bundesliste, dahinter Generalsekretär Herbert Kickl.

Halbierung der Kammerumlage

Gefragt nach Koalitionsbedingungen verwies Strache einmal mehr auf die Forderung nach einem Mehr an Direkter Demokratie, außerdem müsse die Kammerumlage halbiert werden. Der blaue Wunsch nach einem Aus für die "Zwangsmitgliedschaft" in den Kammern sei hingegen nur eine "Maximalforderung", aber keine Koalitionsbedingung, so Strache. Konkreteres werde man bei der Präsentation des Wirtschaftsprogramms am Mittwoch erfahren.

Heute abend ist Strache Gast im ORF-Sommergespräch.  Es ist das dritte von insgesamt fünf Gesprächen. Bis zum Auseinanderbrechen der rot-schwarzen Regierungskoalition lagen die Freiheitlichen in allen Umfragen auf Platz eins. Die Übernahme der ÖVP durch Sebastian Kurz hat den blauen Höhenflug jäh beendet. Themen wie Migration und Integration haben inzwischen auch andere Parteien für sich entdeckt. Deshalb wird es im Sommergespräch um den Endspurt im Wahlkampf gehen und wie Strache seine Partei dafür ausrichten will. Es stehen viele Fragen im Raum. Auf welchen Politikfeldern können die Freiheitlichen punkten, wenn das Ausländerthema kein Alleinstellungsmerkmal mehr ist? Wie will Heinz-Christian Strache als inzwischen dienstältester Parteichef die Wähler von seinem Kurs überzeugen? Hat sich das Verhältnis zur SPÖ aus seiner Sicht entkrampft? Und sind die Freiheitlichen gerüstet für eine allfällige Regierungsbeteiligung?

Die Sendung läuft um 21.05 Uhr in ORF 2 (Wiederholung am Dienstag, dem 22. August, um 11.35 Uhr in ORF 2). Gastgeber ist Tarek Leitner. In den anschließenden „ZiB 2“-Ausgaben werden je zwei Journalistinnen bzw. Journalisten österreichischer Printmedien die „Sommergespräche“ analysieren. Beim dritten „Sommergespräch“ sind das Eva Linsinger (profil) und Claus Pandi (Kronen Zeitung). Die „Sommergespräche“ 2017 werden jeweils am Sendungstag um 19.30 Uhr live-on-tape aufgezeichnet und dann um 21.05 Uhr in ORF 2 ausgestrahlt.