Im Kampf für das Wahlrecht entstand vor 106 Jahren der erste Frauentag: Die deutsche Linkspolitikerin Clara Zetkin initiierte ihn, im Jahr 1911 fand er statt. Die Vereinten Nationen (UNO) richteten am 8. März 1975 erstmals eine Feier aus, man schrieb international das "Jahr der Frau". Längst ging es nicht mehr um das Frauenwahlrecht, sondern um Beschäftigungsmöglichkeiten, um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, um die Rechte der Frauen generell.

Wofür  muss heute noch gekämpft werden?

Für die Ehre der Frauen in Zeiten, in denen ein amerikanischer Präsident ungestraft sagen darf, dass man dem weiblichen Geschlecht jederzeit in den Schritt greifen darf, und internationale Organisationen, die Abtreibungsberatung anbieten, bei der EU um Geld betteln müssen, weil Trump ihnen die Entwicklungshilfemittel entzog. In den USA riefen die Frauen zu einem "Day Without a Woman", zur Arbeitsniederlegung, am 8. März auf, als Protest gegen Trump, der am Tag nach der Inauguration mit einem Marsch der Frauen begann. Auch in Österreich erklärten sich Frauen solidarisch.

Für gleichen Lohn angesichts des Umstandes, dass Männer im globalen Durchschnitt um 40 Prozent mehr verdienen als Frauen, in Österreich beim Bruttostundenverdienst um 22 Prozent - ein Spitzenwert innerhalb Europas. Der Durchschnitt in der Europäischen Union beträgt 16,3 Prozent. Hauptverantwortlich dafür ist die hohe Zahl der Teilzeitarbeitsverhältnisse und Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit.

Für größere finanzielle Unabhängigkeit der Frauen: Laut IMAS-Umfrage der Erste Bank ist in sechs von zehn Beziehungen der Mann der Hauptverdiener. In diesem Beziehungen sind 69 Prozent der Frauen nicht in der Lage, ihren Lebensstandard alleine zu sichern. Immerhin: Von 2015 bis 2017 ist die Zahl der finanziell abhängigen Frauen von 78 Prozent auf 69 Prozent gesunken. Insbesondere alleinerziehende und ältere Frauen zählen auch zu den armutsgefährdeten Menschen in Österreich.

Für gleiche Chancen durch gute Bildung: Frauen sind so gut ausgebildet wie nie zuvor. Sie entscheiden sich aber für andere Fächer (vor allem Geisteswissenschaften, Lehrerausbildung, Gesundheitswissenschaften) als Männer (rechnische Fächer, Ingeneurswissenschaften) und nehmen als Folge daraus auch seltener ein weiterführendes Studium (Master, Doktorat) auf. Dafür studieren Frauen schneller und erfolgreicher, zeigen Daten der Studierendensozialerhebungen aus 2015 und 2011. Weltweit haben 130 Millionen Mädchen keinen Zugang zu Bildung.

Für gleiche Aufstiegschancen: Frauen gründen immerhin schon mehr Einzelunternehmen als Männer, geht aus einer Studie der Wirtschaftsauskunftei CRIF hervor, vor allem in Frauendomänen wie Gesundheits- und Sozialwesen, Handel und sonstigen Dienstleistungen. Von Frauen gegründete Firmen haben demnach eine längere Lebensdauer als von Männern gegründete. Für Aufsichtsräte von börsennotierten Unternehmen und und Unternehmenmit mehr als 1.000 Mitarbeitern soll ab 2018 eine 30-Prozent-Frauenquote gelten. Derzeit kommt noch jeder vierte Aufsichtsrat ohne Frauen aus, laut "Frauen Management Report" sind von den Prokuristen der 200 größten Unternehmen 15,8 Prozent Frauen, in der Geschäftsführung sind es nur noch 7,2 Prozent und von den Vorstandsvorsitzenden sind überhaupt nur noch 3,6 Prozent Frauen.

Für politische Gleichberechtigung angesichts des Umstandes, dass der weibliche Anteil im Nationalrat nur 30 Prozent beträgt. In den meisten Parteien machen sich Frauen dafür stark, dass es verpflichtende Quoten gibt sowie einen Entzug von Fördermitteln für die Klubs, wenn diese Quote nicht erfüllt wird. Das Anliegen wurde  auf den St. Nimmerleinstag vertagt. Nur 7,5 Prozent der Bürgermeister Österreichs sind Frauen.

Für Schutz vor sexueller Belästigung und Gewalt, wobei die Zahl der Anzeigen steigt, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen verändert wurden:  seit 1. Jänner 2016 ist auch "körperliche Belästigungen im Bereich der sexuellen Sphäre" - Stichwort "Po-Grapschen - strafbar. Die Anzeigen wegen sexueller Belästigung sind damit von 1.228 im Jahr 2015 auf 1.918 im Vorjahr gestiegen. Nicht signifikant gestiegen sind zuletzt schwere Taten wie Vergewaltigung: So wurden 2016 österreichweit 899 Vergewaltigungen zur Anzeige gebracht. 2015 waren es 826 gewesen - und damit der niedrigste Wert seit 2010.