Demnach erfüllt nur jedes zehnte börsenotierte Unternehmen schon jetzt die von der Regierung ab 2018 geplante Frauenquote im Aufsichtsrat. Noch schlechter vertreten sind Frauen in der Geschäftsführung. Die AK plädiert daher für harte Sanktionen gegen Quotensünder.

Für ihren "Frauen Management Report 2017" hat die Arbeiterkammer neben Geschäftsführung und Aufsichtsrat erstmals auch das mittlere Management unter die Lupe genommen. Ergebnis: Bei den Prokuristen der 200 größten Unternehmen sind 15,8 Prozent Frauen, in der Geschäftsführung sind es nur noch 7,2 Prozent und von den Vorstandsvorsitzenden sind überhaupt nur noch 3,6 Prozent Frauen. Co-Autorin Christina Wieser kritisiert daher, "dass mit jeder Stufe der Karriereleiter der Anteil der Frauen abnimmt".

Industrie schneidet besonders schlecht ab

Außerdem ist der Anteil der Frauen in den Geschäftsführungs-Etagen seit 2007 nur um 2,2 Prozentpunkte gestiegen. Besonders schlecht schneidet die Industrie ab, wo nur 4,3 Prozent der Geschäftsführer weiblich sind - Tendenz sinkend. An der Spitze der für die Studie erhobenen Liste der weiblich geführten Konzerne steht mit dem Solar- und Schweißgeräte-Spezialisten Fronius trotzdem ein Industriebetrieb: Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß hat die Führung des Familienunternehmens 2012 von ihrem Onkel übernommen.

Die von der Regierung geplanten Frauenquote soll aber nicht bei der Geschäftsführung, sondern in den Aufsichtsräten ansetzen. Hier ist der Frauenanteil schon jetzt höher, aber immer noch weit von der geplante 30 Prozent-Quote entfernt. In den 200 umsatzstärksten Unternehmen wurden laut AK zuletzt 326 von 1.797 Aufsichtsratsmandaten von Frauen ausgeübt (18,1 Prozent). Ein Plus von 7,7 Prozentpunkten gegenüber 2007.

Von den 20 im ATX zusammengefassten Börsenschwergewichten erfüllen nur vier Konzerne die für 2018 geplante Frauenquote schon jetzt: Wienerberger, Erste, Post und Vienna Insurance Group. Fünf ATX-Konzerne - Immofinanz, Zumtobel, Do&Co, conwert und RHI -haben keine einzige Frau im Aufsichtsrat (letztere aber eine Geschäftsführerin). Im Durchschnitt aller börsenotierten Konzerne ist die Quote heuer sogar gesunken: von 17,4 auf 16,1 Prozent.

Beschluss im Juni

Die Regierung will die Frauenquote für Aufsichtsräte im Juni beschließen - im überarbeiteten Regierungsprogramm ist von einer Regelung "nach Vorbild der deutschen Rechtslage" die Rede. Dort wird die Wahl eines männlichen Aufsichtsratsmitglieds für nichtig erklärt, wenn die Quote nicht eingehalten wird. Zuletzt waren in Deutschland laut einer Aufstellung der EU-Kommission 27 Prozent der Aufsichtsräte der Dax-Konzerne weiblich. Spitzenreiter sind hier Island (44), Norwegen (40) und Frankreich (37 Prozent) - alle verfügen ebenfalls über eine Quotenregelung, in Island funktioniert es sogar ohne Sanktionen.

Studienautorin Wieser plädiert trotzdem für harte Sanktionen gegen Quotensünder. Island sei das einzige Land, das ohne Sanktionen auskomme - "alle anderen Länder, die weit vorne sind, haben Sanktionen". Außerdem wären aus Sicht der Studienautorinnen flankierende Konzepte zur Frauenförderung nötig. Das Ziel von 30 Prozent Frauenanteil könne außerdem nur ein erster Schritt sein. In weiterer Folge plädiert die AK für eine Ausweitung auf 40 Prozent. Das sieht auch ein Entwurf der EU-Kommission vor, dessen Umsetzung bisher allerdings an den Mitgliedsländern gescheitert ist.