Eineinhalb Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl sieht sich die Kandidatin Hillary Clinton mit neuen offiziellen Untersuchungen zu ihrer E-Mail-Affäre konfrontiert. Der Direktor der Bundespolizei FBI, James Comey, teilte in einem am Freitag bekannt gewordenen Brief an den Kongress mit, dass seine Behörde sich der Affäre nochmals annehmen werde. Der TV-Sender CNN erklärte später, dass die Mails nicht von Clinton selbst stammen.

Telefone beschlagnahmt

Das FBI habe von weiteren E-Mails erfahren, "die für unsere Untersuchung relevant zu sein scheinen", heißt es in dem von republikanischen Parlamentariern in Washington veröffentlichten Schreiben. Ermittler würden nun prüfen, ob diese neu aufgetauchten Mails möglicherweise als vertraulich eingestufte Informationen enthielten.

Die E-Mails stammen Berichten zufolge nicht von der demokratischen Präsidentschaftskandidatin selbst. Sie seien auf einem elektronischen Gerät gefunden worden und seien von jemand anderem verfasst worden, berichtete der Sender CNN am Freitag unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Die "New York Times" schrieb, die E-Mails seien entdeckt worden, nachdem das FBI Geräte der Clinton-Vertrauten Huma Abedin und ihres Mannes Anthony Weiner beschlagnahmt hatte.

Twittern anzüglicher Bilder

Der frühere Kongressabgeordnete Weiner hatte 2011 mit dem Twittern anzüglicher Bilder einen Skandal ausgelöst. Im August wurden neue Vorwürfe laut. Die Behörden leiteten daraufhin Berichten zufolge Vorermittlungen gegen ihn ein. Seine Frau Huma Abedin trennte sich von ihm. Sie ist eine der wichtigsten Beraterinnen der demokratischen Präsidentschaftskandidatin.

Clinton hatte in ihrer vierjährigen Amtszeit als Außenministerin unter Verstoß gegen die geltenden Regeln private Server für ihre dienstliche Kommunikation genutzt. Das FBI warf ihr in einem Untersuchungsbericht vom Juli extreme Nachlässigkeit vor, sah jedoch keine Hinweise auf strafrechtlich relevantes Verhalten. Das Justizministerium verzichtete daraufhin auf die Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens gegen Clinton.

110 Mails mit vertraulichem Inhalt

Comey hatte seinerzeit mitgeteilt, dass unter den 30.000 E-Mails, die Clinton nachträglich übermittelt hatte, 110 mit als vertraulich eingestuftem Inhalt gewesen seien. Acht Mailsequenzen hätten sogar Informationen der höchsten Geheimhaltungsstufe "Top Secret" enthalten.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump wirft Clinton wegen ihres Umgangs mit den Mails "kriminelles" Verhalten vor. In einer der TV-Debatten mit der Demokratin kündigte er sogar an, als Präsident wolle er dafür sorgen, dass sie deswegen ins Gefängnis komme. "Das FBI hat nun endlich den Willen, einen furchtbaren Fehler, den es gemacht hat, zu korrigieren", sagte Trump bei einer Wahlkundgebung in Manchester (New Hampshire). Unter Umständen könne noch Gerechtigkeit geübt werden.