Kältewelle in Europa, Hitzewelle in der Arktis: Seit Tagen werden an der weltweit nördlichsten Wetterstation Plusgrade gemessen. Auf der norwegischen Insel Spitzbergen ist es aktuell wärmer als in Österreich. In der Nacht auf Dienstag wurde an Österreichs höchster Wetterstation am Brunnenkogel in Tirol auf 3400 Metern -32,4 Grad gemessen: "Die tiefste Temperatur, die ich als Meteorologe je in Österreich gesehen habe, schreibt ein Meteorologe für wetterblog.at. Für Österreichs Kälterekorde sei er jedoch zu jung, setzt er nach.

Jetzt steht fest: Das waren die tiefsten Temperaturen auf den Bergen seit 1987.

Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurde mit "nur" 31,9 Grad am Tiroler Brunnenkogel ein neuer Tiefstwert dieses Winters in Österreich gemessen. Knapp dahinter folgte der Sonnblick mit minus 31,7, wo am Montag minus 30,6 verzeichnet wurden. Mit "nur" 29 Grad unter null landete der PitztalerGletscher auf Platz drei.

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Bei den Messstationen in bewohnten Ortschaften wurden diesmal nicht die Werte der Nacht zuvor erreicht oder übertroffen. Platz eins ging an Obergrugl in Tirol mit minus 23,1 Grad, gefolgt von Laterns/Gapfohl sowie Lech/Arlberg mit jeweils minus 22,8 Grad.

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Feuerwehren besorgt

Die Minustemperaturen beschäftigen auch die Einsatzkräfte. So befürchten Feuerwehren, dass es bei Bränden zu Problemen bei den Löscharbeiten kommen könnte, zum Beispiel durch gefrorene Leitungen, berichtet der ORF Salzburg. Die 20 Löschfahrzeuge der Berufsfeuerwehr und die zehn der Freiwilligen Wachen der Stadt Salzburg seien zwar für Temperaturtiefstwerte gerüstet.

Problematisch könnte jedoch die Wasserversorgung im Freien zu den Pumpen der Spezialwägen sein, sagte Branddirektor Reinhold Ortler. Die extremen Minusgrade bewirken darüber hinaus, dass die Unterflurhydranten zur Wasserversorgung vereisen.

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Schwieriger Einsatz in Hollabrunn

Der Brand eines Wohnhauses bei Eiseskälte hat am Montagabend die Feuerwehren im Bezirk Hollabrunn vor besondere Herausforderungen gestellt. Kurz nach Beginn des Löschangriffes in Kleinweikersdorf in der Marktgemeinde Nappersdorf-Kammersdorf kam es zu einer Explosion, in Folge wurden mehrere Gasflaschen aus dem Gebäude geholt.

Die Hausbesitzerin konnte sich in Sicherheit bringen, berichtete das Bezirksfeuerwehrkommando. Die Löscharbeiten bei Temperaturen von minus zehn Grad Celsius gestalteten sich sehr schwierig, hieß es in einer Aussendung. "Die Minusgrade waren nicht nur eine Herausforderung für Mensch und Material, die eisglatten Oberflächen stellten auch eine Gefahr für die Einsatzkräfte dar", sagte Abschnittsfeuerwehrkommandant Markus Zahlbrecht.

Caritas eröffnete zusätzliche Notschlafstellen

"Um sicherzustellen, dass niemand in Österreich erfrieren muss, öffnen wir zusätzliche Notschlafstellen", kündigte Caritas Präsident Michael Landau am Dienstag an. Zugleich appellierte er an die Hilfsbereitschaft: Mit 50 Euro erhält ein Obdachloser einen winterfesten Schlafsack und eine warme Mahlzeit. Mit 33 Euro können Mutter und Kind in einer Notschlafstelle untergebracht und versorgt werden.

In Graz war erstmals ein Kältetelefon im Einsatz. Wer einen Menschen in den Abendstunden im Freien wahrnimmt, kann dort anrufen, um Hilfe zu organisieren. Die Caritas Helfer suchen die Person auf und finden einen Platz in einer der Notschlafstellen. Wenn Menschen dieses Angebot nicht annehmen wollen, erhalten sie ein Wärmepaket bestehend aus Decke, Tee und Schlafsack.

Auch in Wien suchten mehr Menschen in den Wärmestuben der Caritas Zuflucht vor der Kälte. Die Notquartiersbetten waren gut ausgelastet, im Bedarfsfall standen weitere bereit. In der Obdachloseneinrichtung Gruft wurden rund 600 warme Mahlzeiten pro Tag ausgegeben. Für all jene, die nicht in die Einrichtungen kommen, war ein zusätzliches Caritas Streetwork-Team im Einsatz.

Richtig reagieren bei Einbrechen

Wer sich mit Eislaufschuhen aufs Eis wagt und einbricht, sollte versuchen, besonnen zu bleiben. Im kalten Wasser kühlt der Körper schneller aus als an der Luft. "Deshalb führt eiskaltes Wasser rasch zur Bewegungsunfähigkeit", sagte Dr. Wolfgang Schreiber, Chefarzt des Österreichischen Roten Kreuzes. Schnell, aber ruhig und besonnen aus dem Wasser ist also die Devise.

Helfer sollten rasch die Feuerwehr alarmieren. Vom Ufer aus kann man versuchen, die Einbruchstelle mit einem Brett oder einer Leiter zu erreichen. Im günstigsten Fall gibt es einen Rettungsball an einer Leine, den man dem Verunglückten zuwirft, damit sich dieser aus dem Wasser ziehen kann.

Danach heißt es, auf die Unterkühlung reagieren: Den Verunglückten an einen windstillen Ort bringen und von nasser Kleidung befreien. "Bis zum Abtransport soll der Ersthelfer den Unterkühlten wach halten, ihn aber nicht zu Bewegung oder Gehen auffordern. Am besten ist es, ihn in wärmende Decken oder trockene Kleidungsstücke einzuwickeln", sagte Schreiber. Nicht hilfreich sind Massagen, das Abreiben des Körpers oder das Verabreichen von alkoholischen Getränken, weil es dadurch zu weiterem Wärmeverlust kommen kann.

Heftiger Schneefall legt Neapel lahm

Heftiger Schneefall hat am Dienstag Neapel lahmgelegt. Die Schulen wurden geschlossen, der Flugverkehr kam zum Erliegen. Neapolitaner posteten Fotos des angeschneiten Vesuvs. Zum letzten Mal hatte Süditaliens größte Stadt 1956 einen derart starken Schneefall erlebt.

In Rom blieben auch am Dienstag die Schulen geschossen, nachdem es am Montag stark geschneit hatte. Zuvor hatte es zuletzt 2012 in der Ewigen Stadt Schneefall gegeben. In der Nacht auf Dienstag fegte auch ein sibirischer Sturm durch Rom. Danach wurde Glatteis auf den verschneiten Straßen befürchtet.

Eisige Nacht in Bayern

Einen Kälterekord hat der Winter in der Nacht auf Dienstag auf der Zugspitze gebracht. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach wurden minus 30,5 Grad auf Deutschlands höchstem Gipfel gemessen - der niedrigste Wert des Jahres.

Bayern hat insgesamt wieder eine frostige Nacht erlebt. In nahezu allen Regionen des Freistaats lagen die Temperaturen im zweistelligen Minusbereich. Am kältesten war es nach Angaben eines DWD-Meteorologen am Alpenrand (Oberstdorf: minus 17,3 Grad) und in Oberfranken (Wunsiedel: minus 16,3 Grad).

In den kommenden zwei Tagen soll es nach Einschätzung des Wetterexperten frostig-kalt bleiben. Sollten die Nächte sternenklar werden und Wind dazu kommen, könnten die Temperaturen noch weiter fallen. Erst zum Wochenende soll es wieder wärmer werden.

Behinderungen in Großbritannien

Schnee und Eis haben am Dienstag in Teilen Großbritanniens den Verkehr stark behindert. Hunderte Züge fielen wegen der "Bestie aus dem Osten" ("The Beast from the East") - so nennen die Briten scherzhaft das derzeit frostige Wetter - im Vereinigten Königreich aus. Viele Straßen mussten gesperrt werden; Ursachen waren meist Unfälle und liegen gebliebene Lastwagen.

British Airways strich am Flughafen Heathrow Dutzende Flüge. Etliche Schulen blieben geschlossen. Die Meteorologen sagten für große Teile des Landes noch mehr Schnee voraus, so in Schottland und Ostengland.

Einigen Hartgesottenen machte das Winterwetter überhaupt nichts aus: So gingen Mitglieder des Schwimmclubs Brighton in Südengland wie jeden Tag im Meer baden - bei vier Grad Wassertemperatur.

Tiefe Temperaturen weltweit

Weltweit gibt es noch weit tiefere Temperaturen: Am Dienstag führten die antarktischen Stationen Wostock sowie Amundsen-Scott mit minus 58,2 bzw. minus 53,8 die Tabelle der ZAMG an. Gleich dahinter folgten fast hundert Einträge aus Russland, beginnend bei Shelagontsky (minus 46) bis Sangary (minus 35,9). Erst danach rangierten vereinzelte Einträge aus Kanada, wo in Cambridge Bay ebenfalls minus 35,9 Grad gemessen wurden. Österreich erreichte mit dem Tiroler Brunnenkogel immerhin den beachtlichen Platz 206.

Über 40 Grad plus

Keine kalten Zehen sollte es in N'Guigmi im Niger geben, wo laut ZAMG 41,6 Grad gemessen wurden. Dahinter folgt der Tschad mit 41,2 Grad in Sarh sowie Maine-Soroa im Niger mit 41 Grad. Derartige Temperaturen sind hierzulande derzeit wohl nur bei extremen Fieberschüben per Fieberthermometer zu erreichen.