In der Nacht auf heute und in den ersten Vormittagsstunden erreichte der Sturm in Linz-Hörsching bereits 117 km/h, in Wien auf der Hohen Warte 118 km/h, im steirischen Irdning 138 km/h, in Enns in Oberösterreich 140 km/h und am Buchberg (Niederösterreich) bis zu 145 km/h. Auf den Bergen registrierte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in der Früh bereits bis zu 179 km/h am Feuerkogel (Oberösterreich, 1618 m), am Jauerling (Niederösterreich, 955 m) und am Sonnwendstein (Niederösterreich, 1500 m) bis zu 148 km/h.

Auf den Bergen sogar 200 km/h möglich

Der Höhepunkt des Sturm ist am Sonntag in den Mittagsstunden zu erwarten, sagt Stefan Kiesenhofer von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG): "Der Sturm legt jetzt noch etwas zu und erreicht um Mittag herum in vielen Regionen zwischen 110 und 130 km/h, mit Schwerpunkt im Gebiet vom salzburgerischen Flachgau über Oberösterreich, Niederösterreich, die Obersteiermark und Wien bis zum Burgenland. Vereinzelt sind kurzfristig noch stärkere Böen möglich. Auf den Bergen werden die höchsten Windspitzen in vielen Regionen um 150 km/h liegen. Stellenweise sind auch 200 km/h möglich, besonders in den Gipfelregionen vom Dachstein bis zum Schneeberg."

Bei Sturmböen dieser Stärke können selbst große Äste abbrechen oder ganze Bäume umstürzen, daher sind Problemen auf Straßen und Bahnlinien möglich. Fallen Bäume auf Stromleitungen, sind auch Ausfälle in der Stromversorgung möglich. "Auf keinen Fall sollte man sich bei so einem Sturm im Freien unter Bäumen aufhalten, das ist lebensgefährlich", warnt ZAMG-Meteorologe Kiesenhofer.

NÖ: Seit Samstag über 250 Feuerwehreinsätze

In Niederösterreich hat der Sturm in den vergangenen zwölf Stunden 400 Feuerwehreinsätze erfordert, teilte der Landes-Feuerwehrsprecher Franz Resperger mit. Rund 2500 Mitglieder von 181 Feuerwehren waren mit der Beseitigung von Schäden beschäftigt. "2500 Einsatzkräfte unternehmen derzeit alles, um die Schäden rasch abzuarbeiten", sagte Resperger. Mit einer Entspannung der Lage sei derzeit noch nicht zu rechnen. 

Zu 90 Prozent galt es, umgestürzte Bäume von Strom- oder Telefonleitungen zu beseitigen, Kamine und Dächer sowie instabile Fassadengerüste zu sichern. Verletzte wurden noch nicht gemeldet.

Hotspots waren der Westen, Norden und auch Süden des Bundeslandes, vor allem die Bezirke Amstetten, Melk, Krems, Zwettl sowie Baden und Mödling. Im Waldviertel gab es laut Resperger in rund 6000 Haushalten vorübergehende keinen Strom, weil Bäume auf Leitungen gestürzt waren. In der Gemeinde Dunkelsteinerwald (Bezirk Melk) entstand bei einem derartigen Ereignis ein Brand, der aber rasch gelöscht werden konnte. Die FF Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) verzeichnete seit den Morgenstunden Einsätze wegen loser Fassadenteile, abgetragener Dächer und umgekippter Verkehrszeichen. Bis dato wurde nach Informationen des Feuerwehrsprechers niemand verletzt.

In Wien wurde der Rathauspark vorsorglich gesperrt
In Wien wurde der Rathauspark vorsorglich gesperrt © APA/HANS PUNZ

In Wachau sind drei Ausflugsschiffe betroffen

Im Bezirk Amstetten ist derzeit die Bahnlinie zwischen St. Valentin und Steyr (OÖ) unterbrochen, nachdem Bäume in die Oberleitung gestürzt waren. Mehrere Landesstraßen wurden aus Sicherheitsgründen gesperrt. Im Bezirk Krems hat der heftige Sturm einige Dachziegel der Pfarrkirche in Unterloiben bei Dürnstein zu Boden geschleudert. Die Feuerwehr hat die Umgebung rund um das Gotteshaus großräumig abgesperrt. Gefahr drohte in der Wachau zudem für die Passagiere von drei Ausflugsschiffen auf der Donau: Die Touristen hatten bei Sturmböen von über 120 km/h in Dürnstein an Land gehen wollen. Die Feuerwehr informierte die Schiffsbesatzungen über das hohe Risiko und empfahl den Ausflüglern, an Bord zu bleiben.

Der ÖAMTC meldete sturmbedingte Straßensperren auf der A1 (Westautobahn) zwischen Amstetten und Oed sowie auf der S33 zwischen Krems und Hollabrunn. Grund waren umgestürzte Bäume. Mancherorts sei es derzeit auch für die Einsatzkräfte zu gefährlich, die Hindernisse zu beseitigen, hielt der Autofahrerklub fest.

Auch Oberösterreichs Floriani im Dauereinsatz

Aufgrund des ziehenden Sturms haben 208 Feuerwehren mit rund 2500 Mann in Oberösterreich bis Sonntagvormittag um 10.00 Uhr 276 Einsätze absolviert. Sonntag ab 6.00 Uhr ist es laut Landesfeuerwehrkommando richtig losgegangen und gegen 9.00 Uhr haben die Einsätze noch einmal massiv zugenommen. Der Sturm hat bereits vor 8.00 Uhr Windspitzen von über 100 km/h erreicht.

In Teilen Oberösterreichs, darunter großflächiger im Hausruckviertel, aber auch im Innviertel und im Salzkammergut, ist es zu Stromausfällen gekommen. Der ÖAMTC meldete am Sonntagvormittag die ersten Straßensperren durch Sturmschäden. Die Pyhrnautobahn (A9) musste zwischen Inzersdorf und St. Pankraz wegen eines vom Sturm verursachten Stromausfalls gesperrt werden.

Die Feuerwehr im Einsatz zur Beseitigung umgestürzter Bäume in Roitham (Bezirk Gmunden)
Die Feuerwehr im Einsatz zur Beseitigung umgestürzter Bäume in Roitham (Bezirk Gmunden) © APA/SPITZBART

Die Feuerwehren müssten sich um die klassischen Sturmschäden wie umgestürzte Bäume auf Straßen und in Stromleitungen, umgestürzte Bauzähne sowie Plakatwände, beschädigte Dächer und Gebäudeteile kümmern. Es wurden bereits ganze Dächer abgedeckt, umgefallene Bäume sorgten für erste Verkehrsunfälle in Oberösterreich.

Frontal gegen einen Baumstamm geprallt

Ein 31-jähriger Autofahrer ist Sonntag in den frühen Morgenstunden in Rinzendorf (Bezirk Urfahr-Umgebung) mit seinem Wagen frontal gegen einen auf der Straße liegenden Baumstamm gefahren. Die Front des Autos wurde erheblich beschädigt, die Airbags lösten aus. Der Autofahrer wurde bei dem Unfall nicht verletzt. In Micheldorf (Bezirk Kirchdorf an der Krems) übersah ein 70-jähriger Mofalenker Sonntag in den frühen Morgenstunden einen auf der B138 liegenden Baum. Der Mann prallte mit seinem Mofa gegen den Baum, wodurch das Windschild des Mofas zerstört und der Mann im Gesicht getroffen wurde. Er erlitt schwere Verletzungen und wurde mit der Rettung in das LKH nach Kirchdorf an der Krems gebracht.

Das Sturmtief hat am Sonntag auch im Burgenland zu einer zunehmend angespannten Situation geführt. Sturmschäden mussten vorerst in Eisenstadt, Zagersdorf, Bruck an der Leitha und Gols beseitigt werden. "Es kommen laufend Einsätze herein", hieß es aus der Landessicherheitszentrale. Verletzte gab es bisher nicht.

Im Süden und Westen weniger stürmisch

Nicht ganz so heftig sollte der Sturm in der südlichen Steiermark, in Kärnten, in Tirol und in Vorarlberg ausfallen. Hier liegen die Windspitzen in den Niederungen am Sonntag meist zwischen 80 und 100 km/h. Auf den Bergen sind aber Böen deutlich über 100 km/h möglich.

Im Laufe des Nachmittags lässt der Sturm dann langsam nach und die Lage entspannt sich zum Abend hin dann allmählich. Am Montag liegen die höchsten Windspitzen um 70 km/h und sind vor allem noch im Gebiet von Oberösterreich bis zum Nordburgenland zu erwarten.