Einige sagen, sie wussten es schon immer. Andere LGBTQI-Jugendliche werden sich über die eigene sexuelle Orientierung ("inneres Coming-out") einer Studie zufolge im Alter zwischen 13 und 16 Jahren bewusst. Trotz der gesellschaftlichen Fortschritte fällt es Jugendlichen aber trotzdem oft nicht leicht, die eigene Sexualität zu akzeptieren. Deswegen hat es sich das Projekt "FLAGincluded" zur Aufgabe gemacht, "den Regenbogen dorthin zu tragen, wo er am dringendsten gebraucht wird: In die Schulen". Im Pride-Monat Juni versucht die Initiative deswegen möglichst vielen Schulen österreichweit Regenbogenflaggen zur Verfügung zu stellen, um ein sichtbares Zeichen für Vielfalt zu setzen.

Mit der Regenbogenfahne zum Diskurs anregen

Dabei setzt das Projekt bewusst an Schulen an, da hier ein großer Teil der Entwicklung junger Menschen stattfinde, so "FLAGincluded"-Projektleiter Michael Kudler. "Wenn wir es schaffen, dass jede Schule Österreichs ein gutes, ein willkommenes Umfeld für queere Jugendliche darstellt, dann haben wir schon sehr viel geschafft, um zu einer positiven Entwicklung des Kindes beizutragen."

Mit der Regenbogenfahne zum Diskurs anregen

"Es ist ja nicht nur ein Fetzen Stoff, sondern viel mehr als das. Eine Fahne heißt ja auch was, vor allem die Regenbogenfahne", erklärt Kudler. "Ich stelle mir immer gerne vor, dass für jede Fahne, die wir an Schulen aushändigen, dass da mindestens ein Kind - wahrscheinlich eher mehr - die Fahne sieht und sich denkt, 'Oh wow, hier bin ich vielleicht doch besser aufgehoben als gedacht. Oder ich kann da vielleicht doch 'Ich' sein.'" 

Das "FLAGincluded"-Team erhofft sich darüber hinaus, dass die öffentlich sichtbare Fahne an den teilnehmenden Schulen zum Diskurs anregt. Noch immer sei das Thema im Schulumfeld stark tabuisiert, im Unterricht wird es oftmals sogar totgeschwiegen. Kudler: "Wenn dann aber plötzliche eine Regenbogenfahne draußen hängt, dann stellen die Kinder Fragen: Was heißt die Fahne überhaupt? Dann redet man darüber."

Ein buntes Zeichen setzen

Die Idee zum Projekt kam Michael Kudler kurz vor seinem eigenen Schuldabschluss: "Ich war in der Schüler:innen-Vertretung und wollte an meiner Schule ein Zeichen hinterlassen. Ich habe mich dann entschieden, ein Projekt zu machen, dass wir eine Regenbogenflagge in der Schule bekommen." Gesagt, getan: Mit Hilfe der HOSI Wien ("Homosexuelle Initative Wien") wurde die Aktion schließlich umgesetzt.

Und weil nicht nur Michael selbst, sondern auch Freunde und Bekannte die Idee begeistert weiter erzählten, sind mit der Zeit mehr und mehr Anfragen von Schulen bei ihm angekommen, die ebenfalls eine Flagge wollten. "Wir sind dann mit den dreißig Schulen ins erste Jahr gestartet." 

Innerhalb von zwei Jahren: 150 statt 30 Schulen

Aus den dreißig Schulen zu Beginn sind mittlerweile 150 Schulen geworden, die stolz Fahne zeigen. "Die große Mehrheit der Schulen, die mitmachen, ist in Wien." Aber auch in der Steiermark und Kärnten zeigen mittlerweile erste Schulen stolz Fahne: "In Kärnten sind es zwei, und in der Steiermark schon sechs Schulen." 

Erst vor kurzem hat beispielsweise das MS BG BRG Klusemann die Regenbogenfahne gehisst, um auf den Pride Month aufmerksam zu machen. "Für uns ist es wichtig, dass sich jede und jeder in unserer Schule willkommen fühlt", sagt Direktor Klaus Tasch. "Wir veranstalten beispielsweise auch Workshops, um ein offenes Miteinander zu fördern."

Die Schülerinnen und Schüler des MS BG BRG Klusemann haben eine Regenbogenfahne aufgezogen
Die Schülerinnen und Schüler des MS BG BRG Klusemann haben eine Regenbogenfahne aufgezogen © Markus Eichberger

Mit Teilnahme an dem Projekt verpflichten sich die Schulen zu einem diskriminierungsfreien Schulklima. Das heißt, dass der LGBTQI-Community zugehörige Schülerinnen und Schüler sich an ihrer Schule wohlfühlen können sollen. Homo- und transphobe Sprache sind ebenso wie Mobbing aufgrund der sexuellen Orientierung ein absolutes No-Go.

Schul-Anmeldungen jederzeit möglich

Weil die Verantwortlichen wissen, dass Schulbudgets in der Regel eher knapp bemessen sind, stellen sie ihr Angebot kostenfrei zur Verfügung. Finanziert wird das Projekt durch Spenden von Privatpersonen, Vereinen oder anderen Organisationen. Übrigens: Auch nach dem Pride-Monat können sich Schulen jederzeit über die Homepage von "FLAGincluded" anmelden, um ein Zeichen für Vielfalt zu setzen.