Beim Fernsehen, bei der Feier mit vielen Menschen, bei zufälligen Begegnungen auf der Straße: In all diesen Situationen kann ein Hörgerät den Alltag leichter machen. Das sagten 89 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage, die von Neuroth in Auftrag gegeben wurde. Auch wenn damit ein Hörgerät das Leben für Betroffene besser machen kann, gibt es aber auch immer wieder Menschen, die sich nur sehr schwer an das neue Hilfsmittel gewöhnen. Das weiß auch der Hörakustiker Andreas Grill: „Es kann bis zu ein halbes Jahr dauern, bis man sich an ein Hörgerät gewöhnt hat.“

Störgeräusche filtern

Das Hören sei nämlich nicht mit dem Sehen zu vergleichen, das sich durch eine Brille ganz leicht korrigieren lasse. Der Hörsinn wird in den meisten Fällen langsam über die Jahre schlechter. Durch das Hörgerät kommen dann all die kleinen Geräusche wieder zurück, die man schon seit Jahren nicht mehr gehört hat. „Viele Menschen meinen, sie würden mit dem Hörgerät viel lauter hören als früher“, sagt Grill - was aber nicht stimme.

Das gesunde Gehör war nur besser in der Lage, Hintergrundgeräusch zu bearbeiten, als das ein Hörgerät kann. Und: Das Gehirn habe außerdem verlernt, Störgeräusche auszufiltern. „Diese Fähigkeit muss im Hörzentrum langsam wieder aktiviert werden“, sagt Grill.

Zu späte Hilfe

Fatal sei es daher auch, dass viele Menschen erst sehr spät Hilfe beim HNO-Arzt suchen oder einen Hörtest machen: Je länger das Hörzentrum keine Reize empfängt, desto mehr degeneriert es.

Die Folge davon ist auch ein höheres Risiko für Demenz, da dem Gehirn die Stimulation von außen fehlt. Erste Anzeichen wie das Lauterdrehen des Fernsehers, Probleme bei Gesprächen in größeren Runden oder wiederholtes Nachfragen sollte man daher ernst nehmen. Um sich möglichst rasch an das Hörgerät zu gewöhnen, sei es wichtig, es so oft wie möglich zu tragen, sagt Grill - und zwar mindestens sechs Stunden pro Tag!