Wer ist eigentlich Österreichs Stimme Cesár Sampson?
Mit Cesár Sampson vertritt uns ein gebürtiger Linzer beim Song Contest, der jahrelang als Sozialarbeiter, Model und Personal Trainer gearbeitet hat und Mitglied des Musikproduktionskollektiv „Symphonics International“ ist, zu dem auch einer von Conchitas Produzenten (Sebastian Arman) gehört. Cesárs Vater, ein in Wien lebender Choreograf, kommt von der Karibikinsel St. Lucia, die Familie seiner Mutter, einer heute in Spanien lebenden Pianistin und Sängerin, von der Nachbarinsel Trinidad.

63. Song Contest: Die Wahl des Siegers

Wie kam es zu seiner Nominierung?
Wie schon im Vorjahr verzichtete der ORF (auch aus Kostengründen) auf einen öffentlichen Vorentscheid. Ö3-Veteran Eberhard Forcher durchsiebte die heimische Popszene, legte Programmdirektorin Kathrin Zechner eine Handvoll Kandidaten bzw. Lieder vor. Sie entschied sich für Cesár und dessen Soulpopnummer „Nobody But You“.

Was sprach außer des Songs und Cesárs Stimme noch für ihn?
„Symphonics International“ produzierte 2016 und 2017 die bulgarischen Beiträge „If Love Was A Crime“ und „Beautiful Mess“ (mit dem tollen Ergebnis eines vierten und eine zweiten Platzes). Cesár war beide Male als Co-Produzent mit an Bord, war vor Ort als Vocal Coach und Backgroundsänger im Einsatz.

Wie stehen seine Chancen in Lissabon?
Gut, geht er noch etwas mehr aus sich heraus und arbeitet an der Körpersprache. Zuweilen wirkte er bisher zu introvertiert. Stimmlich ist Cesár top, sein Beitrag international konformer Radiopop mit Gospel-Elementen. Die Buchmacher sehen ihn fix im Finale, wo er in den Wettbüros derzeit auf einem 15. Platz gesehen wird (bei 26 Finalteilnehmern).

Worum geht es in seinem Lied?
Sowohl um die spirituelle als auch die romantische Liebe. Er beschreibt die Nummer als „Prelude zum Lieben an sich“.

Wie und wo wuchs er in Österreich auf?
In Wien. „Als Kind wurde ich oft als ,Neger‘ verspottet, das hat mich extrem verletzt. Es wurde auch immer bewusst eingesetzt, um mich zu verletzen – bis ich draufgekommen bin, dass meine Identität nicht von meinem Aussehen abhängt“, sagt der 34-Jährige.

Wie sieht nun der Fahrplan aus?
Kommenden Dienstag muss sich Cesár ab 21 Uhr im ersten Halbfinale einen Startplatz im Finale (12. Mai) ersingen. Zu 50 Prozent zählt das Televoting, zu 50 Prozent die Wertung der Expertenjury.

Was sagen die Wettbüros voraus?
Bei den Buchmachern ist Israel der große Favorit. Es folgen Norwegen, Frankreich, Bulgarien und Tschechien.

Netta Barzilai aus Israel ist Top-Favoritin
Netta Barzilai aus Israel ist Top-Favoritin © Eurovision

Was wird sonst noch so orakelt?
Ein Blick auf die Sieger der vergangenen Bewerbe zeigt, dass man tendenziell im Vorteil ist, wenn man solo antritt und eine Frau ist: Mit 36 an der Zahl stellen die weiblichen Teilnehmer die klare Mehrheit der insgesamt 65 Sieger aus (1969 gab es ex aequo gleich vier davon). Die israelische Transkünstlerin Dana International und Österreichs Conchita wurden hier noch gar nicht mitgezählt. Nur 17 Mal konnte eine Band den Sieg holen, nur zehn Mal hatte ein Mann am Ende das Siegerlächeln im Gesicht. Allerdings holen die Männer mittlerweile auf!

Warum findet der ESC heuer in Portugal statt?
Weil im Mai 2017 in Kiew der Portugiese Salvador Sobral mit der Ballade „Amar Pelos Dois“ (Liebe für zwei) den ESC gewonnen hat. So ist nun Portugal zum ersten Mal Gastgeberland des Wettsingens. Ende letzten Jahres musste sich Sobral einer Herztransplantation unterziehen.