Experimente haben die fatale Neigung, zuweilen schief zu gehen. Das gilt auch für den „Tatort“, wo im Vorjahr die improvisierte Episode „Babbeldasch“ aufsehenerregend floppte. Den Mut ließ man sich davon zum Glück nicht nehmen: Im heutigen Berliner „Tatort“ lässt Regisseur Sebastian Marka im Kontext der Berlinale Realität und Fiktion aufeinanderprallen. Für die Experimentierfreude musste selbst der sonst unumstößliche Vorspann herhalten.

Die unerfreuliche Nachricht kommt für Kommissar Karow (Mark Waschke) per Paket ins Büro: ein abgetrennter Finger. Wenig später finden der Ermittler und seine Kollegin Rubin (Meret Becker) auch die zugehörige Leiche einer jungen Prostituierten. Ihre Recherchen führen das mit einiger Härte ausgestattete Team zu einem Film namens „Meta“, der bei der (fiktiven) „Berlinale“ zu sehen ist und eben jenen Fall beschreibt, in dem sich Karow und Rubin gerade befinden: Einem Kommissar wird der Finger einer jungen Prostituierten geschickt. Wer steckt dahinter? Der Regisseur, der Drehbuchautor oder handelt es sich um eine groß angelegte Verschwörung? Ein Film im Film, streng auf Berlinale gebürstet. Erstmals konnte im Vorjahr ein „Tatort“ während des Filmfestivals gedreht werden. Ein Jahr später kommt er pünktlich zur noch bis 25. Februar dauernden Berlinale zur Premiere.

Der Balanceakt gelingt, so viel sei verraten. Erol Yesikaya schrieb ein Drehbuch, das den durchaus komplizierten Handlungsfaden geschickt und ohne Hysterie strickt: Stück für Stück arbeiten sich Film und Folge dem Finale zu. Das Dranbleiben lohnt, auch weil Regisseur Marka mit Waschke und Becker ein Ensemble zur Verfügung hat, das Regelbrüchen nicht abgeneigt ist. Schroff in Ton und Haltung, aber in jeder Hinsicht kompromisslos ermitteln sich die beiden seit mittlerweile drei Jahren durch die deutsche Hauptstadt.

Nebenbei hat heute auch Robert De Niro einen „Auftritt“: Berlinalewürdiger war der „Tatort“ noch nie.