Sieh dich um, dieses Kaff ist der Tod“, wirft Wendy (Laura Linney) ihrem Mann Marty (Jason Bateman) an den Kopf. Und tatsächlich: Die neue Netflix Serie „Ozark“ macht aus Missouris beschaulichem Hinterland ein bodenloses Sammelbecken für all jene, die gerne in ihren dunklen Machenschaften versumpfen.


Schade – dabei hätte der Neustart in den namensgebenden Ozark-Bergen so perfekt werden können. Die Byrdes, eine zur Gänze uninteressante Familie der Mittelklasse, haben in Wirklichkeit ordentlich Dreck am Stecken. Und seit neuestem Ärger am Hals. Finanzberater Marty, der nebenbei Geld für ein mexikanisches Drogenkartell wäscht, hat es sich mit seinem Boss verscherzt. Ein paar verlorene Millionen sind eben doch kein Peanuts. Einige Leichen später hat sich Vater Marty Gnadenfrist mit Aussicht auf Rückzahlung erbettelt, das alte Leben hinter sich gelassen und ist mit der Familie ans andere Ende des Landes gesiedelt. Dort, wo die Seen am schönsten sind, kann man konkurrenzlos Geld waschen, glaubt der Möchtegern-Ganove zu wissen.


Derzeit könnte es für den Streamingdienst Netflix nicht besser laufen: Beinahe jede Produktion aus der eigenen Schmiede verspricht Erfolg. Kein Wunder, dass „Ozark“ Hauptdarsteller Jason Bate gleich dreigleisig fährt und sich den Posten als Produzent sowie Regisseur in Teilzeit gekrallt hat. Geschadet hat es nicht. Die erste Staffel (10 Folgen) lässt wenig Platz für Geplänkel, das Schicksal von Beginn an unaufhörlich zuschlagen und eine Krise die nächste jagen. Ohne ein Fünkchen Humor wird es rasch kalt in den menschlichen Abgründen, Thriller-Sequenzen ohne Verschnaufpause tun ihr Übriges. Auch mit Stereotypen wird gebrochen, denn die Provinzler sind nicht so seicht besaitet, wie der Städter Marty anfangs vermutet.

Erzählt wird auch von einem gespaltenen Land
Erzählt wird auch von einem gespaltenen Land © Netflix

Skizziert wird indirekt ein Stück weit die amerikanische Realität – soziale Spaltung und das eisige Meinungsklima zwischen Stadt und Land inklusive.

Längst wird die Serie als „Breaking Bad 2.0“ gehandelt. Ob man sich so optimistisch zeigen soll, darf bezweifelt werden. Auf die Must-See-Liste für verregnete Sommertage schafft es die Serie jedoch ohne Weiteres.