Es war sicher nicht die mitreißendste Ausgabe von "Im Zentrum" am Sonntagabend in ORF 2. Wer sich eher wenig für die Themen Mindestlohn oder Arbeitszeitflexibilisierung interessiert, dürfte sich vielleicht sogar gelangweilt haben. Eine gewisse Spannung war ab 22 Uhr aber dennoch gegeben, denn mit Claudia Reiterer hatte die Diskussionssendung seit 2008 zum ersten Mal eine neue Leiterin. Und die Steirerin meisterte ihre Premiere vor 546.000 Zusehern weitestgehend souverän. Schwer wurde es ihr diesmal aber nicht gemacht. Heinz-Christian Strache, Reinhold Mitterlehner, Peter Kaiser und Wirtschaftsexpertin Margit Schratzenstaller diskutierten äußerst diszipliniert. Die Runde erfüllte damit Claudia Reiterer – ob bewusst oder unbewusst – einen ihrer großen Wünsche: Dem Gegenüber wieder mehr zuzuhören. Auch dass es "nur" vier Studiogäste gab, hat der Gesprächskultur gut getan.

Wurde die 48-Jährige gebraucht, war sie zur Stelle. Wenn etwa der FPÖ-Chef auswich, ließ sie ihn wissen: "So. Jetzt haben Sie ihre Kritik angebracht. Aber bleiben wir bei meiner Frage." Als der Vizekanzler ansetzte etwas zu präzise zu werden hieß es: "Bitte keine Zahlendiskussion, die wir nicht nachvollziehen können." Für Lacher im Studio sorgte Reiterer auch. Als sie das Gefühl hatte, der ÖVP-Obmann wolle unbedingt zu Wort kommen, sagte sie: "Den Herrn Mitterlehner hält es fast nicht mehr im Sessel". Das fanden alle komisch, bis auf den Vizekanzler.

Auch kosmetische Neuerungen

Reiterer scheute sich nicht davor den Redefluss der Diskutanten im Bedarfsfall zu bremsen und führte geradlinig durch den Abend. Nur einmal ließ sie sich vom "Team" Mitterlehner -Strache die Schneid abkaufen. Reiterer wollte zum Thema Sicherheit wechseln, die Parteichefs aber lieber noch bei der Pflege bleiben - und es gelang ihnen, wenn auch nur kurz. Die Idee, auch die Bevölkerung durch Befragungen in die Sendung einzubinden, ist zwar nur Kosmetik, aber deswegen keine schlechte Innovation. Das gleiche gilt für das neue Studio.

Der Einstand ist Reiterer geglückt, in ihrer 20-jährigen Karriere als Journalistin hatte sie aber wohl unzählige Sendungen zu meistern, die herausfordernder waren als diesmal. Aber womöglich folgt schon am kommenden Sonntag ein "Im Zentrum" mit einer weniger disziplinierten Runde.

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